Im Januar 2022 ahnen die Ukrainer*innen noch nicht, was seit mehr als 100 Tagen zur Realität geworden ist. Der kriegerische Einfall russischer Soldaten in die Ukraine hat sich zu einem schrecklichen Krieg ausgeweitet.
»Wer redet, schießt nicht«, erklärt die deutsche Außenministerin noch wenige Wochen zuvor in Moskau“, schreibt der Journalist und Buchautor Christoph Brumme in seinen gestern erschienenen Tagebuchaufzeichnungen. Doch wir haben gelernt, wie falsch diese Aussage war.
Die Ukrainer gelten als freiheitsliebend und friedlich. Für ihre Freiheit nehmen sie viel in Kauf. Lange herrschte auch unter vielen Freunden des Journalisten Uneinigkeit, ob es wirklich Krieg geben würde. Doch bald zeigt sich in den Gesichtern der Menschen auf den Straßen, dass der Krieg begonnen hatte. Die Gespräche sind leiser geworden und Menschenschlangen bilden sich vor Lebensmittelgeschäften, Apotheken und Geldautomaten, berichtet er. Als er das Tagebuch verfasste, lebte er mit seiner Familie in Poltawa, einer Stadt in der Zentralukraine am Fluss Worskla mit etwa 300.000 Einwohnern. Sie liegt etwa 350 km südöstlich von der ukrainischen Hauptstadt Kiew.
Das Leben wird den Tod überwinden, das Licht die Dunkelheit
Dieses Zitat befand sich eines Tages auf den Bus-Fahrscheinen und sollte die Bevölkerung unterstützen. Sie haben in ihrer langen Tradition eine Einstellung erworben, die von der Verzweiflung angetrieben wird, dass sie über Jahrhunderte hinweg und bis zum heutigen Tag immer wieder von ihren Nachbarn betrogen, überfallen, massakriert und unterjocht wurden. Sie wollen ihre Nation schützen, ihre Nationalität um jeden Preis bewahren.
Noch im April 2022 glauben „78 Prozent der Ukrainer, dass sich die Dinge in die richtige Richtung bewegen“. Doch Putin will wahrscheinlich mehr als nur die Ukraine. Und wer genau hingehört hat, konnte das an den Ankündigungen und Äußerungen des Kreml-Chefs und Autokraten schon sehr früh erkennen.
Luftalarme, Zerstörungen und die brutalen Schrecken des Krieges in der Ukraine können den Widerstand der Ukrainer nicht brechen. Das machen die Tagebuchaufzeichnungen, die bis zum 1. Mai 2022 reichen, deutlich.
Sehr kenntnisreich und authentisch, manchmal ironisch und in deutlicher, auch politischer Sprache erzählt Christoph Brumme von der Situation in der Ukraine. Es sind Notizen, die vom Alltag der Menschen dort, seiner Familie, seinen Bekannten und Freunden berichten, die viele Ängste und Verluste erleben müssen. Ihren Glauben an die Freiheit und ihre Sehnsüchte haben sie dennoch nicht verloren. Sie brauchen und verdienen jegliche Unterstützung und Hilfe.
Christoph Brumme
Im Schatten des Krieges – Tagebuchaufzeichnungen aus der Ukraine
ISBN 978-3-7776-3310-7
Copyrightjahr 2022
Umfang 112 Seiten
Verlag: Hirzel