„Susanna. Bilder einer Frau vom Mittelalter bis Me Too“ – so lautet der Titel einer neuen Ausstellung im Kölner Wallraf-Richartz-Museum. Sie ist weltweit die erste Ausstellung zur biblischen Susanna. Die sorgsam aus mehreren Jahrhunderten ausgewählten Susannen-Darstellungen aus Malerei, Graphik und Kunsthandwerk werden im Wallraf nicht nur zusammengebracht, sondern besonders packend im Licht aktueller Debatten miteinander konfrontiert und verglichen.
- Welche Geschlechterrollen spiegeln sich in den jeweiligen Exponaten wider?
- Wie schlagen sich dahinter liegende religiöse, politische und soziale Vorstellungen in den Bildern nieder?
- Und welche Vorurteile spielen eine Rolle?
Ungeschminkten Bildern sexualisierter Gewalt
In der Kölner Sonderschau „SUSANNA – Bilder einer Frau vom Mittelalter bis MeToo“ werden Werke gegenübergestellt, die das Bildmotiv zum Anlass oder Vorwand für künstlerische Bravourstücke nutzen. Voyeurismus in reflektierter und nicht reflektierter Form kontrastiert mit nachdenklichen und vielschichtigen, auf unterschiedliche Weise an den Betrachter appellierenden Kompositionen. Zugleich zeigt die Ausstellung, wie sich am Susannen-Thema künstlerische Diskurse und sogar Konkurrenzen entzündeten und auch heute immer noch aufflammen können.
Hochklassige Kunstwerke aus renommierten Museen
Zu sehen sind hochklassigen Werken von u.a. Artemisia Gentileschi, Anthonis van Dyck, Rembrandt, Eugène Delacroix, Édouard Manet und Lovis Corinth sowie beeindruckenden Arbeiten von zeitgenössischen Künstlerinnen wie Kathleen Gilje, Heike Gallmeier und Zoe Leonard. Mehr als neunzig Exponate holt das Wallraf zahlreiche Leihgaben nach Köln, die aus renommierten Museen wie National Gallery London, Nationalmuseum Oslo, Musée d’Orsay in Paris, Frankfurter Städel und den Uffizien in Florenz stammen. Aus dem British Museum in London tritt sogar der kostbare und mehr als tausend Jahre alte „Lothar-Kristall“ mit dem Susanna-Zyklus die Reise an den Rhein an.
In dem eigenen Kabinett „Hitchcocks Susanna“ wirft die Ausstellung zudem einen spannenden Blick auf Alfred Hitchcock und sein Meisterwerk „Psycho“ (1960), in dem der Voyeur und Mörder sein heimliches Guckloch mit dem Gemälde „Susanna und die Alten“ von Willem van Mieris aus dem Jahr 1731 verdeckt.
Den Auftakt zur Ausstellung macht die älteste noch existierende schriftliche Überlieferung der Erzählung aus dem Buch Daniel: Die gezeigten drei Papyrus-Fragmente stammen von ca. 200 n. Chr. Sie erzählen von der sexuellen Nötigung der Susanna durch die zwei Ältesten (Richter). In der Einheitsübersetzung der Bibel heißt es:
„Wir sind voll Begierde nach dir: Sei uns zu Willen und gib dich uns hin! Weigerst du dich, dann bezeugen wir gegen dich, dass ein junger Mann bei dir war.“ (Buch Daniel 13,20 f.). Susanna weigert sich trotz dieser Drohung, wird angeklagt und wegen angeblichen Ehebruchs zum Tode verurteilt. Doch der Prophet Daniel kann die Frau retten, indem er die Ältesten getrennt voneinander als Zeugen befragt. Die beiden verwickeln sich in Widersprüche, womit die Unschuld der Susanna bewiesen ist. Die wahren Täter werden verurteilt und hingerichtet.
Die alttestamentliche Erzählung ist nicht nur eine der ältesten Kriminalgeschichten der Welt, sondern die schonungslose Schilderung einer mit brutalen Mitteln versuchten sexuellen Nötigung.
Wie Künstler*innen aus sieben Jahrhunderten diese biblische Geschichte verarbeiteten, zeigt die Ausstellung „SUSANNA – Bilder einer Frau vom Mittealter bis MeToo“ vom 28. Oktober 2022 bis zum 26. Februar 2023 exklusiv in Köln im Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud
Titelbild: Massimo Stanzione, Susanna und die beiden Alten, um 1630/35, 151,9 x 203,6 cm, Öl auf Leinwand, Städel Museum, Frankfurt am Main