SURPRISE – Airelle Besson / Sebastian Sternal / Jonas Burgwinkel

Die Geburtsstunde dieses exzellenten französisch-deutschen Trios liegt schon einige Jahren zurück während einer Tournee mit dem renommierten italienischen Kontrabassisten Riccardo del Fra. Damals fand die Trompeterin Airelle Besson in dem Pianisten Sebastian Sternal und Schlagzeuger Jonas Burgwinkel die idealen Begleiter für ihre delikate Musik. Davor hatte sie mit etlichen bekannten Jazzgrößen zusammengearbeitet, darunter Charlie Haden, Carla Bley, Michel Portal, Henri Texier und vielen anderen. Schnell kamen die drei Musiker überein, dass es nicht bei diesem einmaligen Konzert bleiben sollte, das sie eher zufällig zusammengeführt hatte.

SURPRISE ist das Debütalbum des Trios, das soeben erschienen ist. Es enthält zehn Titel, allesamt feine Eigenkompositionen, die je zur Hälfte aus der Feder von Besson und Sternal stammen. Im Mittelpunkt der Tracks steht stets die Melodie, die durch die minimalistische Phrasierung und den matten Klang von Bessons Trompete veredelt wird. Die Französin hat dabei ihren ganz persönlichen Stil. Präzise und sparsam und ständig auf die Reinheit des Gesangs ihres Instruments ausgerichtet. Sternal brilliert derweil mit flüssigem, diskret virtuosem Spiel abwechselnd an Klavier und Fender Rhodes und hält mit bemerkenswerter Klarheit und Präzision im Dienste des Gesamtklangs die prekäre Balance mit den Instrumenten seiner Kollaborateure. Und Schlagzeuger Burgwinkel trägt mit feinen Grooves seinen Teil dazu beiträgt, dass dem Trio hier eine breite Palette an farbenreichen Stimmungen und Klängen gelingt, die von lyrischen Stücken mit elegischen und melancholischen Tönen bis hin zu verspielten, dekonstruktivistischen Stilübungen reicht.

SURPRISE ist konservativ und anarchistisch zugleich. Kühne, herrlich dissonante Abenteuer wie der Song „The Painter and the Boxer“ stehen neben feinen lyrischen Balladen wie „Time to Say Goodbye“. Diese und die übrigen acht Songs zeigen die geballte kreative Energie eines Trios, das weit über die Summe der Talente der einzelnen Musiker hinausgeht.

Überraschend an diesem vorzüglichen Album ist nicht nur der Titel, sondern auch die Kombination von Trompete, Klavier und Schlagzeug, mit der das Trio besetzt ist. Der Verzicht auf den Bassisten ist hier ebenso ungewöhnlich wie faszinierend. Das Ergebnis ist jedoch herrlich erfrischend und verleiht dem Format des Jazztrios eine ganz neue Dynamik.

Hans Kaltwasser
Hans Kaltwasser
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