„Solange es Frauen gibt, wie sollte da je etwas vor die Hunde gehen?“ Ein Satz der amerikanischen Schriftstellerin Djuna Barnes (1892 -1982). Am Ausgang des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren die Zeiten jedoch für viele Frauen schlecht, so dass sie im wahrsten Sinne des Wortes „vor die Hunde“ gingen. Frauen, die nichts oder nur wenig in ihrem Leben selbst zu bestimmen hatten, weder in ihrer Ehe noch bei ihrer Arbeit und schon gar nicht in Staat und Gesellschaft. Dies galt insbesondere für Frauen aus den unteren sozialen Schichten.
1903 gründete Emmeline Pankhurst (Meryl Streep) in Großbritannien die „Women’s Social and Political Union“, eine bürgerliche Frauenbewegung, die in den folgenden Jahren sowohl durch passiven Widerstand als auch durch öffentliche Proteste bis hin zu Hungerstreiks auf sich aufmerksam machte. Neben dem Wahlrecht kämpfte sie für die allgemeine Gleichstellung von Frauen.
Von diesen Kämpfen der Frauen, die auch „Suffragetten“ genannt wurden, handelt dieser Film. Er beginnt mit Szenen und Impressionen aus dem Alltag einer jungen Frau in London, der für so viele Frauen damals die Realität war. Maud Watts (Carey Mulligan) arbeitet in einer Wäscherei. Sie ist gleichsam dort geboren, denn schon ihre Mutter hat in dieser Waschfabrik gearbeitet und Maud zwischen Waschtrog und Bügelmaschine entbunden.
Als Maud nach einem langen Tag noch eine Lieferung bei einem Kunden abgeben muss, gerät sie in eine turbulente Straßenszene. Doch keine Schlägerei unter Betrunkenen oder Dieben ist hier die Ursache für den Tumult. Nein, vielmehr schlagen Frauen Schaufenster ein und rufen nach „Taten statt Worten“. Gemeint ist die Hinhaltetechnik der Regierung. Verstört geht Maud nach Hause zu ihrem Mann und Sohn.
Doch das Thema ist für sie damit nicht beendet. Als Frauen zu ihren Arbeitsbedingungen von der Regierung angehört werden sollen, bekommt Maud die Gelegenheit, anstelle ihrer vom Ehemann verprügelten Kollegin vor dem Ausschuss zu reden. Die vorbereiteten Sätze vergisst sie und erzählt stattdessen mit ihren eigenen Worten über ihren harten Alltag in der Wäscherei, dem geringen Lohn, der gezahlt wird, die arbeitsbedingten Krankheiten und die daraus entstehende geringe Lebenserwartung der Frauen.
Es waren größtenteils Arbeiterfrauen, die unter den harten ökonomischen Bedingungen leiden mussten. Schnell wird klar, dass auch die Anhörung der Frauen keine Veränderung bringen würde. Der Ausweg ist allein die Radikalisierung. Doch um welchen Preis?
Bewusst haben Regisseurin Sarah Gavron und Drehbuchautorin Abi Morgan diesen historischen Kampf für die Gleichberechtigung von Frauen über ein Einzelschicksal beleuchtet und umso berührender und wirkungsvoller ins Bild gesetzt.
Denn für Maud wird ihr Engagement sehr riskant und schmerzlich.Sie wird für eine Woche ins Gefängnis gesteckt. Eine traumatische Erfahrung.
Je mehr sich die junge Arbeiterin unermüdlich für die Belange der Frauenrechtsbewegung einsetzt, desto stärker entfernt sie sich von ihrem Mann, der ihr schließlich das Recht verweigert, die gemeinsame Wohnung zu betreten und ihren Sohn zu sehen. Intensiv und herausragend gespielt von Carey Mulligan, in deren Gesicht sich tiefe Verletzlichkeit oder auch wütende Entschlossenheit spiegeln.
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Der Film über diese mutigen „Suffragetten“, denen auch wir heutigen Frauen viel zu verdanken haben, geht unter die Haut – ein fesselndes Drama mit tollen Schauspielern – ein ausserordentliches Kinoerlebnis, eine Geschichte, die endlich in die Kinos gekommen ist.
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Sufragetten – Taten statt Worte
mit Carey Mulligan, Helena Bonham Carter, Brendan Gleeson,
Anne-Marie Duff, Meryl Streep, Ben Whishaw, Romola Garai u.a
Kinostart: 04. Februar 2016
Titelbild: © Concorde