Beethoven hat nur eine einzige Oper geschrieben. Fidelio stand unter dem Einfluss der „Rettungs- und Befreiungsopern“, die vor allem in den Jahren der französischen Revolution entstanden. In der Tat ist die Oper, die weniger durch ihren dramatischen Impetus als durch ihre ideelle Botschaft wirkt, zur Ikone einer Kunst geworden, die die Prinzipien von politischer Freiheit, Gerechtigkeit und Brüderlichkeit postuliert. Eine absurde, zynische Umdeutung ihrer Botschaft musste das Werk unter den Nazis erfahren: „Fidelio“ galt in Kriegszeiten als identitätsstiftende National- und Repräsentationsoper – ein beispielloser Kunst-Missbrauch.
Hier setzt das von Adam Fischer initiierte Projekt „Fidelio 44“ an
Bezugssituation der Aufführung am 6. September in der Tonhalle ist eine symbolträchtige Radio-Produktion des „Fidelio“ im Studio der NBC unter Arturo Toscanini im Dezember 1944. Es war die Zeit, in der auf den Schlachtfeldern Belgiens und Frankreichs die furchtbare „Ardennenoffensive“ begann. Im NBC Symphony Orchestra saßen nicht wenige Musiker, die als politisch Verfolgte in die USA gekommen waren und minütlich auf Nachrichten warteten, die die Befreiung ihrer Heimatstädte verkündeten. Somit erhielt Beethovens Oper Fidelio, die ebenfalls die Befreiung eines unschuldig Verfolgten thematisiert, eine hochaktuelle Symbolkraft.
„Fidelio 44“ – Musik, Film und Sprache
Im Zusammenspiel von Musik, Film und Sprache schlägt die konzertante Inszenierung „Fidelio 44“ eine Brücke zu dieser makabren Situation. Filmische Elemente greifen die Ästhetik von Truppen-Erbauungsfilmen auf. Zusammen mit Einspielungen von historischen Frontmeldungen und live gesprochenen Ausschnitten aus einer Radioansprache Thomas Manns ziehen sie Beethovens Musik in ein vielfach gebrochenes Beziehungsgeflecht, das die politische Vereinnahmung, aber auch das utopische Potential des originalen „Fidelio“ nachhaltig ins Bewusstsein rückt.
Die Düsseldorfer Symphoniker, eine exzellente Solistenriege und der Chor der Deutschen Oper am Rhein spielen und singen unter der Leitung von Principal Conductor Adam Fischer den zweiten „Fidelio“-Akt. Zwei Ensemblemitglieder des Düsseldorfer Schauspielhauses wirken als Sprecher mit. Regie führt Leonhard Koppelmann, Videokünstler Stefan Bischoff zeichnet für die multimediale Inszenierung verantwortlich.
Karten kosten 59 bis 19 Euro, 50 % Ermäßigung für Auszubildende und Studierende, Schüler*innen 7 Euro. Aufgrund der aktuellen Situation nehmen wir für dieses Konzert momentan nur telefonische Reservierungen unter 0211.91 38 75 38 entgegen.
STERNSTUNDEN
Sonderkonzerte der Tonhalle
FIDELIO 44
06.09.2020, 19:00 UHR
MENDELSSOHN-SAAL
Titelfoto: Principal Conductor Adam Fischer Fotografin: Susanne Diener