Spazierengehen oder ins Museum oder Konzert? KUNST in der KRISE

Was haben Spazierengehen und Kultur gemeinsam? Sie machen glücklich, doch nur das Spazieren in der freien Natur ist zur Zeit möglich, Konzerte und Kunstausstellungen dagegen sind wegen des Lockdown weiterhin nicht gestattet. Ja, wir wissen es längst, Bewegung verbessert das körperliche Wohlbefinden und die geistige Gesundheit erheblich. Die Ergebnisse einer Studie (1) zeigen sogar, dass schon Alltagsaktivitäten wie Treppensteigen einen deutlichen Nutzen für das Wohlbefinden haben, insbesondere auch bei Menschen, die anfällig für psychische Erkrankungen sind.

Kultur und Konzerte sorgen für psychische Gesundheit

Auch Konzertbesuche haben für das psychische Wohlbefinden den gleichen Effekt. Kunstwerke zu betrachten wird für manche Menschen zu einem intensiven emotionalen Erlebnis und wirkt sich gleichermaßen positiv auf unsere Psyche aus. Leider ist dies noch immer nicht möglich.

Wissenschaftler des Fraunhofer Heinrich-Hertz-Instituts (HHI) haben kürzlich in Zusammenarbeit mit der Firma Parteq, die auf Messtechnik spezialisiert ist, die Verbreitung von Aerosolen und CO2 in einem Konzertsaal – hier die Dortmunder Konzerthalle – untersucht, um experimentelle Daten zur Beurteilung einer möglichen Corona-Ansteckungsgefahr bei Konzertbesuchen zu gewinnen.(2)

Auswertung einer Studie im Konzerthaus Dortmund

Die ausgeschiedenen Aerosolpartikel verändern sich je nach Umgebungsbedingungen in ihrer Größe und Zusammensetzung. Die Partikel schrumpfen beispielsweise beim Übergang aus den Atemwegen in die Raumluft durch Verdunstung des enthaltenem Wassers. Insbesondere die Lüftung und Temperatur des Konzertsaals beeinflussen die Verteilung der Partikel und des CO2-Ausstoßes maßgeblich. Die Prozesse, die zur Ausbildung und Veränderung der Aerosol- und CO2-Konzentrationen führen, sind von einer Vielzahl unterschiedlicher Faktoren abhängig und im Einzelfall kaum vorherzusehen.

Erste Auswertungen der Untersuchungen im Konzerthaus Dortmund deuten bereits darauf hin, dass die dort installierte Lüftungsanlage schon bei sehr kurzen Distanzen erhebliche Verdünnungseffekte von konzentriert eingeleiteten Aerosolen und CO2 erzeugt.

Die Messergebnisse zeigen letzlich, dass selbst eine hundertprozentige Besetzung eines Konzertsaales möglich wäre, ohne große Ansteckungsgefahr. Denn warme Luft, die nach oben steigt, verstärken den Effekt sogar durch mehr Publikum. Die Aerosole ziehen schneller zur Decke ab.

Untersucht wurde auch die Wirkung des Tragens von Masken. Entgegen den Erwartungen der Wissenschaftler spielt dies jedoch im Konzertsaal selbst kaum eine Rolle. Doch bevor die Gäste ihn betreten, begegnen sie sich an der Garderobe, in den Gängen und sanitären Anlagen. Deshalb ist das Tragen von Masken dort unbedingt notwendig.

Wir schließen uns der Aussage von Prof. Chris Kemp an, der meint: „The best things about concerts are the live energy and the people” – hoffen, dass Konzerthäuser und Ausstellungshallen gute Lüftungsanlagen besitzen und uns bald wieder als Gäste empfangen können.

Bremen mit neuem Clubkonzept

In Bremen ist ein solidarisches Clubkonzept entwickelt worden, dass sich zum Ziel gesetzt hat, unter pandemiegerechten Bedingungen Veranstaltungen durchzuführen. Es ist ein bundesweit einmaliges Pilotprojekt um der Kultur- und Veranstaltungsszene und deren AkteurInnen – Veranstaltungsorten, Beschäftigten, KünstlerInnen – eine Perspektive zu geben und das auch über die Bremer Stadtgrenzen hinaus wirken soll. CLUB100 ist in den Räumlichkeiten des Pier2 in Bremen beheimatet und ermöglicht Veranstaltungen unter pandemiegerechten Bedingungen. Mit einem flexibel auf das jeweils aktuelle Infektionsgeschehen anwendbaren Hygienekonzept sind bis Ende Mai 2021 insgesamt 40 Veranstaltungen geplant mit Madsen, Olli Schulz, Thees Uhlmann, Selig u.v.m. – vorerst im Livestream, also ohne Publikum. Den Auftakt bildete am 14.01.2021 die Lesung von Wladimir Kaminer. Das vollständige Programm gibt es auf https://www.club100-bremen.de/

ONLINE-TALKREIHE: KUNST UND KRISE

Nicht verpassen! Seit dem 14.1. 2021 ist Walter Smerling von der Stiftung für Kunst und Kultur e.V. in Bonn im Gespräch mit Kulturschaffenden, KünstlerInnen und PolitikerInnen. Ist Kultur – ein Privileg für gute Zeiten? Wo ist die starke Lobby für die Kunst? Ist Kunst systemrelevant? Ist sie Notwendigkeit oder Zugabe? Was hilft Kulturschaffenden jetzt? Diese Fragen diskutiert Walter Smerling mit Künstern wie Markus Lüpertz, Till Brönner, Peter Kogler, Monica Bonvicini sowie mit PolitikerInnen und JournalistInnen. http://www.stiftungkunst.de/kultur/kunst-und-krise-gespraeche-im-lockdown

Abrufbar sind die Gespräche über folgende Medien:

Instagram: @waltersmerling und @stiftungkunstbonn

Twitter: @stiftungkunst, Facebook: @stiftungkunst

(1) Die aktuelle Studie ist in der Zeitschrift Science Advances erschienen (DOI: 10.1126/sciadv.aaz8934).

(2) https://www.hhi.fraunhofer.de/presse-medien/nachrichten/2020/corona-ansteckungswahrscheinlichkeit-fraunhofer-hhi-fuehrt-erste-aerosol-und-co2-messungen-in-konzerthaus-durch.html

Foto: Image by TanteTati from Pixabay

Standardbild
Ingrid
Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen. Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.
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