Ich schreibe, also bin ich. Oder: schreiben, um zu leben – für die Schriftstellerin Amélie Nothomb erscheinen diese Sätze in einem neuen Licht, als sie, die mehrere Dutzend Briefe täglich erhält, den Brief eines in Irak stationierten Soldaten in den Händen hält. Melvin Mapple hat im Krieg viel verloren, insbesondere seine Körperform und letztlich auch seine Identität.
Mit Hilfe der Briefe an die Schriftstellerin will er sich neu erfinden und seinen fetten Körper als Kunstprodukt auf den Markt bringen. Die Schriftstellerin entwickelt eine ungewöhnliche Bindung an diesen Briefpartner und will sich, entgegen ihrer bisherigen Gewohnheit, mit Melvin treffen. Doch können diese Briefe, die Melvin als Projektionsfläche für seinen Lebensentwurf dienen, in der Realität bestehen? Am Ende stehen beide Briefschreiber vor der Wahl, sich der Wirklichkeit zu stellen oder einfach weiter zu schreiben als „une forme de vie“ .
Ein sehr interessantes Buch über die Kraft des geschriebenen Wortes, über Selbsttäuschungen und Identitätskrisen. Sehr lesenswert!
Amélie Nothomb, 1967 in Kobe geboren, hat ihre Kindheit und Jugend als Tochter eines belgischen Diplomaten hauptsächlich in Fernost verbracht. Seit ihrer Jugend schreibt sie wie besessen. In Frankreich stürmt sie mit jedem neuen Buch die Bestsellerlisten und erreicht Millionenauflagen. Ihre Romane erscheinen in 39 Sprachen. Für ›Mit Staunen und Zittern‹ erhielt sie den ›Grand Prix de l’Académie française‹. Amélie Nothomb lebt in Paris und Brüssel.
Amélie Nothomb
So etwas wie ein Leben
Aus dem Französischen von Brigitte Große
Roman, Hardcover Leinen, 144 Seiten
April 2013
ISBN 978-3-257-06857-3
Diogenes