SING SING – Filmtipp und Ticketverlosung

Das Hochsicherheitsgefängnis SING SING, das etwa 50 Kilometer entfernt von New York City im US-Bundesstaat New York liegt, ist weltweit bekannt und wird von Einheimischen Up The River genannt, da es von der Stadt aus gesehen flussaufwärts am Hudson River liegt. Der Regisseur des gleichnamigen Filmdramas, Greg Kwedar, wurde über einen Artikel auf das innovative Rehabilitationsprojekt RTA (Rehabilitation Through the Arts) des Gefängnisses aufmerksam.

Der Film beginnt mit einem Monolog aus einer Komödie und erzählt die Geschichte einer Inszenierung an einem außergewöhnlichen Ort und mit einem ganz besonderen Cast. Denn über 85 Prozent der Besetzung waren ehemals in Sing Sing inhaftiert und hatten das RTA-Programm durchlaufen.

John „Divine G“ Whitfield (Colman Domingo) und Mike Mike (Sean San José) im Vordergrund, die eine tiefe Freundschaft verbindet
© 2023 DIVINE FILM, LLC

„Das Gefühl, auf einer Bühne zu stehen, war krass“

Sagt einer der Neulinge der Theatergruppe und kurz darauf stehen die Männer schon wieder in einer Schlange, um zurück in ihre Zellen zu gehen. Block B Zelle 77 und 78 teilen sich Divine G Withfield (Colman Domingo) und Mike Mike (SEAN SAN JOSÉ). Mittlerweile sind die beiden zu Freunden geworden und schon länger im RTA-Programm. Nun wollen sie im Freigang checken, ob Divine Eye der Richtige ist, um beim Projekt mitzumachen.

SING SING: John „Divine G“ Whitfield (Colman Domingo) und Clarence „Divine Eye“ Maclin (Clarence Maclin)
© 2023 DIVINE FILM, LLC

Sie erwischen ihn bei einem Drogendeal, der nicht nach Divine Eyes Regeln abläuft. Wütend und drohend verlangt er seine 500 Dollar zurück. Es ist der echte Clarence „Divine Eye“ Maclin, der sich hier selbst im Film spielt und einer der gefürchtetsten Männer in Sing Sing war – ein selbsternannter „Yard Bandit“. Neben seiner Gewaltbereitschaft und dem Erpressen von Mitgefangenen verdiente er im Gefängnis ein Vermögen durch Drogenhandel.

SING SING: John „Divine G“ Whitfield (Colman Domingo) und Clarence „Divine Eye“ Maclin (Clarence Maclin)
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Divine G Whitfield dagegen ist besonders engagiert und auch seine Biografie ist wahr. Verurteilt wegen eines Mordes, den er nicht begangen hat, sitzt er in einigen harten Gefängnissen ein, bis er schließlich in Sing Sing landet. Er ist sehr hilfsbereit, schreibt Theaterstücke für das RTA-Programms und arbeitet daran, seine Unschuld zu beweisen und aus seiner Haft entlassen zu werden. Auch als Divine Eye zur Theatergruppe stößt, bietet er ihm seine Hilfe an, doch der lehnt schroff ab. Er ist misstrauisch, besitzt ein Messer, das er immer bei sich trägt. Und seine ersten Versuche, auch als Theaterschauspieler zu glänzen, misslingen.

Vertrau dem Prozess

Ein Leitspruch aus dem RTA-Programm, der wahrscheinlich häufig auf den Probebühnen dafür sorgt, dass die Schauspieler dort ankommen, wo sie auch hinwollen. Er hilft auch Divine Eye, der besonders widerspenstig ist und auch den wichtigen Improvisationsübungen eher misstraut als vertraut.

Schließlich kommt es zu der alles entscheidenden Frage, welches Stück nun zur Aufführung kommen soll. Nachdem Dramen von Shakespeare und anderen Autoren bisher das Spektrum bildeten, einigen sich Regisseur Brent Buell ( PAUL RACI ) und das Ensemble auf eine Komödie. Eine Zeitreise, die ausgehend vom alten Ägypten über Gladiatoren im alten Rom bis hin zu Tanzszenen bei Hamlet reichen soll. Ein anspruchsvolles Vorhaben. Der Film zeigt die Proben, das Leben der Gefangenen außerhalb der Probestunden und die Freundschaft von Divine G und Mike Mike, die ein abruptes und trauriges Ende hat. Und sogar kurzfristig die Komödie infrage stellt.

Rehabilitation durch Gefängnisstrafen allein ist etwas, das wenig Erfolg zeitigt. Das belegen Statistiken nicht nur in den USA. Die Rückfallquote dort liegt bei über 60 Prozent. Wenn jedoch zusätzliche Programme eingesetzt werden wie das RTA, so zeigt sich, dass nur weniger als 5 Prozent der Absolventen dieses Programms wieder straffällig werden und in das Gefängnis zurückkehren.

Kunst ist lebensnotwendig. In diesem Fall das Theater spielen, das facettenreich vor allem erfordert, sich in andere hineinzuversetzen, also Empathie zu entwickeln. Bei den Gefangenen fehlt sie oft und ist mit ein Grund, straffällig zu werden. Der Film SING SING zeigt eindrucksvoll, wie bestimmte Übungen diesen Prozess ermöglichen.

Sie sind besonders wertvoll, denn „sie fördern Kameradschaft, stärken Freundschaften und lehren uns, wie man sich aufeinander verlassen kann. Sie waren der beste Teil von RTA.“ kommentiert Clarence Maclin, der sich zunächst dagegen sträubte. Diese und andere Lernprozesse führen dazu, dass die am Theaterprogramm Beteiligten psychisch stabiler, weniger aggressiv und verständnisvoller werden.

Das Filmdrama ist ein erstaunliches und fesselndes Zeugnis eines Entwicklungsprozesses hinter düsteren Mauern, das durch Kunst Licht, Freude und Freundschaft hervorbringt und selbst aus verhärteten Persönlichkeiten liebenswerte Menschen machen kann.

Ein ganz besonders wertvoller und authentischer Kinofilm, den man unbedingt ansehen sollte. Wir verlosen 1x zwei Tickets. E-Mail an imk@der-kultur-blog.de . Antworten bis Mittwoch den 5. März unter Angabe der Adresse.

Ab heute ist der Film im Verleih von Weltkino zu sehen

Titelbild: John „Divine G“ Whitfield (Colman Domingo)
© 2023 DIVINE FILM, LLC

Ingrid
Ingrid

Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen.
Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.

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