Simple Minds WALK BETWEEN WORLD

Damals, auf dem Gipfel ihrer Karriere in den 1980iger Jahren, waren die Simple Minds ihren irischen Konkurrenten U2 durchaus ebenbürtig. Doch dann stiegen U2 und nicht die Band aus Glasgow zur größten Rockband der Welt auf. Und Frontmann Jim Kerr kümmerte sich mehr und mehr um sein Hotel in Sizilien als um die Musik.

Doch seit einiger Zeit mischen die Schotten wieder kräftig mit. Das Musikmagazin „Mojo“, die Quasi-Bibel aller Rockfans mit schütterem Haar, nannte das Simple-Minds-Album BIG MUSIC aus dem Jahre 2014 das Beste, was sie in den vergangenen 30 Jahre je zustande gebracht haben. Und die Band füllte endlich seit langem wieder auch die großen Konzerthallen.

Auf ihrem neuen Album WALK BETWEEN WORLDS begibt sich die Band auf eine gelungene Gratwanderung zwischen ihrer musikalischen Vergangenheit und der Erschließung neuer Klangwelten: Acht Tracks mit einer Gesamtspielzeit von 42 Minuten, die ungebremste Energie entfalten. Die Botschaften der Songs sind schlicht und einfach („I believe in magic“, „Heres comes summer“), die Melodien mitreißend und bewegend. Kerr singt so, als stünde die Existenz seines Hotels auf dem Spiel. Untermalt wird sein charismatischer, oft halb flüsternder Gesang von geschmeidig groovenden Basslinien und subtilen Synthie-Hooks.

Die erste Hälfte des Albums mit Songs wie „Magic“, „In Dreams“ und „The Signal and the Noise“ sind mit ihren hymnischen Chorgesängen und siedend heißen Gitarrenriffs wie geschaffen für den großen Auftritt in Riesenstadien und Arenen. In der zweiten Hälfte des Albums lassen es Sänger Jim Kerr und Gitarrist Charlie Burchill, die beiden noch übriggebliebenen Mitglieder der ursprünglichen Band, deutlich ruhiger angehen. Im Song „Barrowland Star“ etwa, einer liebevollen Hommage an den Konzertsaal ihrer Heimatstadt, sinnen sie über ihren Aufstieg zum Ruhm nach, und „Sense of Discovery“ weckt Erinnerungen an ihre Single „Alive and Kicking“ aus dem Jahre 1985.

Mit ihrem Album WALK BETWEEN WORLDS, das mühelos den Spagat zwischen dem Elektropop der Anfangszeit und dem pompösen Bombast-Rock der Folgejahre schafft, brechen die Simple Minds zu neuen Erfolgen auf.  Gut möglich, dass die Band in ihrem Fahrstuhl nach oben schon bald an U2 vorbeirauschen, die auf dem Weg nach unten sind.

Foto: Dean Chalkley

Standardbild
Hans Kaltwasser
Artikel: 431

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.