Simon McBride: The Fighter

Der Gitarrist Simon McBride scheint endlich angekommen zu sein. Der Musiker stammt aus Belfast in Nordirland, einem Ort, den man mit so klangvollen Namen wie Gary Moore und Rory Gallagher verbindet, aber auch mit Bands wie Thin Lizzy, Stiff Little Fingers und natürlich U2. 1996 wurde er von der renommierten britischen Zeitschrift „Guitarist zum „Besten Jungen Gitarristen des Jahres“ gewählt. Seither hat McBride in verschiedenen Bands gespielt, in letzter Zeit bei „Snakecharmer“, einer von ehemaligen Mitgliedern von Whitesnake, Wishbone Ash und Thunder gegründeten Supergroup. Vor Kurzem wurde er gar als vorübergehender Ersatzmann für Steve Morse bei den kommenden Tourdaten von Deep Purple angekündigt.

THE FIGHTER heißt McBrides neues Album, das ab heute in den Plattenläden erhältlich ist. Der Werbetext bezeichnet es als „McBrides erstes Album“, obwohl es nach „Rich Man Falling“ (2008), „Since Then“ (2010) und „Crossing The Line“ (2012) in Wirklichkeit sein Viertes ist. Seltsamerweise scheinen die ersten drei Alben aus der Vita von McBride gänzlich verschwunden zu sein, da es auch auf seiner Website keinen Hinweis darauf gibt. Ein Versehen seines Labels? Vielleicht will der Musiker einen Neuanfang?

THE FIGHTER enthält zwölf Songs, die meisten davon flüssige, bluesrockgrundierte Tracks, die einem die Knochen nur so durchschütteln. Der Ire erweist sich hier einmal mehr als wahrer Meister der Hooks, von melodiösen Gesangslinien, über siedend heiße Riffs bis hin zu ausschmückenden Licks. Wann immer McBride ein Solo auf den sechs Saiten beginnt, gelingt das dank seines untrüglichen Fingerspitzengefühls mitreißend und beeindruckend. Hinzu kommt seine markante, raue Stimme, die gelegentlich an Paul Rodgers und Joe Bonamassa erinnert und wunderbar zu dem bluesgrundierten Ensemblestil passt.

Die Songs „Don’t Care“, mit dem das Album eröffnet, und „Just Takes Time“ stehen ganz in der Tradition des Pump and Grind von Gruppen wie Free oder Bad Company. Gitarren- und Basslinien interagieren leichthändig miteinander, während das Schlagzeug monoton im Achtzwölfteltakt pumpt. „Show Me How To Love“ ist ein weiterer geradliniger Bluesrock-Workout mit eingängigen Riffs und einer ohrwurmtauglichen Gesangsmelodie.

Nicht alle Stücke halten das hohe Niveau dieser großartigen Songs. „Let Me Go“ ist eine schwelende, eher durchschnittliche Ballade, die allerdings durch einige lyrische Gitarrensoli aufgewertet wird. „100 Days“, „King Of The Hill“ und „Trouble“ erscheinen sogar etwas oberflächlich geraten. „The Stealer“ wiederum ist ein gelungenes Cover eines alten Hits der britischen Bluesrocker The Free.

Unter dem Strich ist „THE FIGHTER“ ein tolles, in der Tradition des Blues-Rock stehendes Album, das ganz ohne Effekthascherei auskommt und sich nicht um Trends schert. 

Foto: Franz Schepers

Standardbild
Hans Kaltwasser
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