Alle 18 Minuten schaut ein Smartphonbesitzer oder -besitzerin aufs Smartphone, und der Neoklassizist Max Richter hat ein acht Stunden dauerndes Musikstück mit dem Namen „Sleep“ komponiert. Zwei auf den ersten Blick unzusammenhängende Details aus unserer heutigen Zeit. Und doch charakterisieren sie auf unterschiedliche Weise etwas, das mit unserem Lifestyle, unserem Schlafverhalten zu tun hat. Schlaf, die einen können nicht genug davon bekommen. Wiederum andere schlafen nur wenig, nach dem Motto, die Nacht ist nicht nur zum Schlafen da, und haben das gesunde Schlafen verlernt. Doch viel Aufhebens darum wird nicht gemacht, obwohl der Schlaf zu den wertvollsten Stunden des Tages gehört, wie die Autorin Stephanie Grimm im Untertitel ihres Buches bemerkt, und schließlich verschlafen wir ein Drittel unseres Lebens. Wenn das kein Grund ist, sich diesem Thema von vielen Seiten her zu nähern. Und das hat die Autorin in ihrem Buch getan.
Warum müssen wir wie die meisten Säugetiere schlafen?
Noch hat die Wissenschaft keine endgültige Antwort darauf gefunden. Zwar weiß sie deutlich mehr über das, was im Gehirn passiert, wenn wir schlafen. Auch, dass wer regelmäßig zu wenig schläft – damit ist eine Schlafdauer pro Nacht von weniger als sechs Stunden gemeint – Gefahr läuft, seiner Gesundheit zu schaden. Wer zu viel schläft – mehr als neun Stunden – tut das übrigens auch. Aber warum unser Organismus Schlaf braucht, diese Frage ist damit nicht vollständig beantwortet.
Warum träumen wir und was bedeuteten Träume?
Hat Freud wirklich recht mit seiner Traumtheorie, oder steckt etwas deutlich Simpleres hinter diesen nächtlichen Ausflügen unseres Gehirns?
Aber auch aus kultureller Sicht lohnt es sich, den Schlaf zu betrachten. Warum ist es bei uns verpönt, sich in der Öffentlichkeit dem Schlaf hinzugeben? In China beispielsweise wird dagegen hemmungslos öffentlich geschlafen. Welche Mythen ranken sich um den Schlaf, und wie wurde Jahrhunderte vor unserer Zeit geschlafen?
Schlaf und Arbeit – wie hat sich das Schlafverhalten der Arbeitswelt angepasst? Und was hat das mit Eulen und Lerchen und ihrer inneren Uhr zutun? Kann diese Uhr einfach anders gestellt werden?
Schlaf ist also ein unerschöpfliches Thema, das hinreißend in einer flotten Schreibe von Stephanie Grimm in ihrem überaus interessanten und vielseitigen Buch zu Papier gebracht wurde. Nach der Lektüre weiß der Leser, die Leserin so viel mehr über den Schlaf, ohne jemals müde geworden zu sein.
Heute ist der Tag des Schlafs, der seit 2004 immer am 21. Juni auf die Bedeutung des Schlaf hinweisen will. Für uns zusätzlich ein passender Anlass, um auf das Buch von Stephanie Grimm hinzuweisen. Eine unbedingt lesenswerte und unterhaltsame Lektüre
Schlaft doch, wie ihr wollt
Stephanie Grimm
ISBN: 978-3-570-55264-3
Verlag: Randomhouse/ Pantheon