Gerade einmal zwei Alben reichten dem Klaviertrio Rymden, um seinen Ruf als skandinavische Supergroup fest zu etablieren. Hinter dem schlichten Bandnamen, der auf Deutsch so viel wie „Raum“ bedeutet, verbergen sich drei hochkarätige Musiker: Der norwegische Star-Pianist Bugge Wesseltoft sowie die Schweden Magnus Öström (Schlagzeug) und Dan Berglund (Bass). Während der Norweger mit seinen verwegenen Grenzgängen zwischen Jazz und Elektronik das herkömmliche Verständnis innovativer Jazzmusik konsequent erweitert hat, feierten seine schwedischen Kollegen als Mitglieder des Esbjörn Svensson Trio (E.S.T.) Anfang der 2000-er Jahre große Erfolge.
Das Markenzeichen von Rymden ist Progressiver Jazz Rock, auch der härteren, düsteren Gangart, gefüttert mit vielen extrem wuchtigen, kantigen und vertrackten Rhythmen. Auf seinem neuen, heute erschienenen Livealbum RYMDEN + KORK arbeitet das Trio mit dem norwegischen Rundfunkorchester KORK zusammen, das sich mit seinen Kooperationen im Jazz- und Rock-Bereich bereits einen Namen gemacht hat.
Das Album enthält zehn neu arrangierte Stücke, die mit Ausnahme des Titels „Sender“, einer Komposition Wesseltofts aus dem Jahre 2016, ursprünglich auf den beiden Studioalben der Band „Reflections & Odysses“ und „Space „Sailor“ zu finden sind. Allesamt sind furiose, von Fusion und Jazz Rock geprägte Kompositionen, die ihre Freude an Anarchie und gelegentlichem musikalischen Witz nicht verbergen.
Die neuen Arrangements der Rymden-Songs erweitern die an Überraschungen ohnehin nicht arme Klanglandschaft der Band, freilich ohne den ursprünglichen, kraftvollen Geist ihrer Musik preiszugeben. Auf ein langes, kakofonisches Orchester-Intro folgt Wesseltofts „Reflection & Odysseys“. Der Energie beladene Rock-Riff des originalen Songs erhält hier durch die dramatischen Streicher noch mehr Schubkraft. Das Stück „The Space Sailor“ wird von einem monströsen, in die Magengrube zielenden Bass-Riff und einem kraftvollen Schlagzeugspiel angetrieben, während Wesseltoft mit seinen Keyboards einen betörenden Teppich aus Klangfarben und Texturen webt.
Das 50-köpfige Rundfunkorchester KORK liefert weitaus mehr als schmückendes Beiwerk. Das zeigt sich vor allem in den melodischeren Kompositionen wie „Söndan“ und „Terminal One“, in dem es viel Raum zur eigenen Entfaltung erhält und die Songs mit spannungsreichen Violinen-Crescendi und betörenden Flötenspiel veredelt.
RYMDEN + KORK wurde live im Februar 2022 im NRK Store Studio aufgezeichnet. Hardbop- und Bebop-Fans mögen die Nase rümpfen und fragen, was das alles noch mit Jazz zu tun hat. Rymden und dem großartigen KORK kann es egal sein. Ihre hoch spannende Kooperation wirkt wie aus einem Guss, als seien die großartigen Songs dieses Ausnahmetrios eigenes dafür komponiert. Auch wer die beiden Studioalben der Band bereits hat, dürfte von diesem meisterhaften Werk begeistert sein.
Heute beim Label Jazzland Recordings erschienen