Heute, am 8. Mai 2020, jährt sich zum 75sten Mal das Ende des 2. Weltkriegs und des nationalsozialistischen Terrorregimes. Eine Befreiung, die man sowohl als Tag des Gedenkens, wie auch als Tag der Mahnung fest im kollektiven Gedächtnis verankert halten sollte. Wolfgang Niedecken nimmt diesen Tag zum Anlass, um ein deutliches Zeichen und Signal zu setzen. Mit dem Song „Ruhe vor’m Sturm“.
„In „Ruhe vor’m Sturm“ geht es um die Populisten, die bereits an der Macht sind und um die, die noch in den Startlöchern stehen. Es war der allererste Song, den ich für das neue Album geschrieben habe. Ein alptraumartiger Text zu einem exotischen Gitarrenriff, dräuenden Taiko-Trommeln und hart gespieltem Schlagzeug im Dreivierteltakt.
Es geht um die allgemeine Verrohung, um abhanden gekommene Werte und die Angst, sich irgendwann endgültig in einer Welt wiederzufinden, in der eine Katastrophe die Nächste ablöst.
Es geht um die Angst vor weltweiten Kriegen, die unter anderem um Ressourcen geführt werden. Um die Angst vor der Zerstörung unserer Umwelt und der Lebensbedingungen auf unserem Planeten.
Es geht darum, dass die antidemokratischen, nationalistischen Kräfte permanent versuchen, jede Angst und jede Krise für sich zu instrumentalisieren, um einen Keil in die Bevölkerung zu treiben.
Egal, ob Umwelt oder Corona oder Flucht aus Bedrohung von Leib und Leben. Die gelebte Demokratie, wie wir sie kennen, ist für diese Populisten nur ein Werkzeug, um an die Macht zu kommen und um sie dann abzuschaffen.
Ich fühle mich in großer Sorge zunehmend an die Worte erinnert, die Joseph Goebbels bereits 1928 im deutschen Reichstag aussprach:
„Wir gehen in den Reichstag hinein, um uns im Waffenarsenal der Demokratie mit deren eigenen Waffen zu versorgen. Wenn diese Demokratie so dumm ist, uns für diesen Bärendienst Freikarten und Diäten zu geben, so ist das ihre Sache. Wir kommen nicht als Freunde, auch nicht als Neutrale. Wir kommen als Feinde. Wie der Wolf in eine Schafherde einbricht, so kommen wir.“
„Ruhe vor’m Sturm“ wird als Song auch auf dem neuen 20. Studio-Album von Niedeckens BAP zu finden sein, das im Herbst erscheinen wird.
Foto: Mathias Bothor