RUF DER WILDNIS – Filmtipp

Jack Londons Roman RUF DER WILDNIS aus dem Jahre 1903 gehört zu jenen literarischen Vorlagen, zu denen die Filmemacher immer wieder gerne zurückkehren. Nicht weniger als achtmal wurde der Roman mit hochkarätigen Stars wie Clark Gable und Charlton Heston verfilmt. Jetzt kommt die Geschichte von Buck, einem prächtigen Bernhardiner-Mischling, der zur Zeit des Goldrausches in Alaska seine innere Bestie findet, in einer aufgepeppten CGI-Kreation erneut auf die Leinwand.

Die Regie führte der US-amerikanische Filmanimator Chris Sanders, der als Autor und Co-Produzent von Animationsfilmen wie „Lilo & Stich“ und „Drachen zähmen leicht gemacht“ bekannt wurde. Das Drehbuch stammt von Michael Green (u.a. „Blade Runner 2049).

Der Plot hält sich weitgehend an die literarische Vorlage. Der Hund Buck lebt zur Zeit des Goldrausches bei einem freundlichen Richter (Bradley Whitford) in Kalifornien. Sein glückliches Leben ändert sich jäh, als er gestohlen und an ein Kartell von Hunde-Entführern verkauft wird, die ihn nach Alaska verschiffen.

Während er seine verschiedenen Besitzer wechselt, lernt er die Grausamkeit der Menschen kennen. Für Perrault (Omar Sy) und Charlotte (Cara Gee) zieht er zusammen mit anderen Hunden den Postschlitten in die entlegensten Regionen Alaskas. Im Gespann muss er hier seine Dominanz behaupten und löst nach einem erbitterten Kampf den Wolfshund Spitz als Leithund ab. 

Später kauft ihn der grausame Goldsucher Hal (Dan Stevens), der ihn misshandelt, und trifft (erneut) auf seinen letzten Herrn, den Einsiedler John Thornton, der ihm das Leben rettet. Bei Thornton fühlt er sich seit langem den Menschen wieder verbunden, doch gleichzeitig spürt er immer stärker sein wildes Erbe und das Verlangen, sich einem Wolfrudel anzuschließen. Währenddessen sinnt Hal auf Rache.   

In einer Geschichte, die den Konflikt zwischen Zivilisation und Natur thematisiert, spielt Harrison Ford souverän die Rolle des schroffen Einsiedlers Thornton, der in der Einsamkeit den Tod seines Sohnes betrauert.  So bewegend hat man Ford seit langem nicht mehr gesehen. Mit seinem zerklüfteten, von einem buschigen Bart umrahmten Gesicht wirkt er wie ein erwachter Rip van Winkel. Auch Omar Sy und Cara Gee überzeugen als Betreiber des Postschlittens, während Dan Stevens der Rolle des brutalen, gierigen Goldsuchers Hal schon fast karikaturhafte Züge verleiht.

In technischer Hinsicht ist Sanders Film durch ausgeklügelte Motion-Capture- und Animationstechniken ein wahres Wunderwerk. Vor allem Bucks von Zeit zu Zeit wiederkehrenden Visionen eines wolfsähnlichen Vorfahren, der das uralte genetische Erbe in ihm weckt und ihn an kritischen Wendepunkten der Geschichte antreibt, funktionieren gut.

Kritiker mögen einwenden, dass Sanders RUF DER WILDNIS der Komplexität seiner literarischen Vorlage nicht gerecht wird und zu sehr auf CGI-Kreationen vertraut. Doch dank der schauspielerischen Leistung Harrison Fords und nicht zuletzt wegen der grandiosen Actionszenen, darunter die Flucht vor einer ins Tal herabdonnernden riesigen Lawine, ist der Film beste Unterhaltung. 

Fotos: 20th Century Studios/Disney)

Standardbild
Hans Kaltwasser
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