Rollkofferterroristen – ein Berliner Airbnb-Gastgeber erzählt

80 Quadratmeter im Hinterhaus eines Berliner Altbaus, knarzende Dielen und hohe Decken – die besten Voraussetzungen, um in Berlin eine Airbnb-Ferienwohnung zu vermieten. Eher durch Zufall hat der Journalist Jens Brambusch, der Arabistik studiert hat und lange als Reporter für die Financial Times in Hamburg gearbeitet hat, diese Idee in die Tat umgesetzt. Was er dabei erlebte, beschreibt er in seinem Buch „Rollkofferterroristen“. Wie er mit viel Liebe zum Detail die Wohnung für die kommenden Bewohner auf Zeit einrichtet und dabei auf besondere Extras, individuelle Einzelstücke und besonderen Service achtete.

Neben einem schwedischen Kamin für gemütliche Abende im Wohnzimmer und einem Grill auf dem Balkon finden sich bald auch ein Sofa, das zum Bett umfunktioniert werden kann, ein Kastenkoffer als Couchtisch aus DDR-Zeiten und ein Telefon aus den Fünfzigerjahren. Als weiterer Pluspunkt, um nette Gäste zu gewinnen, stellt er nicht nur eine, sondern gleich zwei Kaffeemaschinen für die tägliche Koffeinzufuhr zur Verfügung.

Die ersten Gäste kommen und sein Abenteuer als nebenberuflicher Hobby-Hotelier beginnt. Seine Bemühungen werden schnell mit netten Gästen, Bestbewertungen und mehr Geld auf seinem Konto belohnt. Alles läuft so hervorragend, dass er die Horrorgeschichten, die er gehört und gelesen hat, schon ins Reich der Mythen wähnt. Doch dann kommt Nadav…

Nach und nach beginnt die perfekte Fassade des Airbnb-Gastgebertums zu bröckeln und er muss erkennen, wie sowohl die Gäste und ihre Ansprüche als auch der Tourismus in Berlin sich immer stärker verändern. Dabei sieht er sich schließlich immer größeren Herausforderungen und Problemen gegenüber.

Offen und detailliert hat er in seinem Buch die Vorteile und Nachteile beschrieben, eine hilfreiche Matrix über potenzielle Mieter erstellt, aber schließlich entschieden, dass seine Zeit als Vermieter einer Ferienwohnung abgelaufen ist.

Rollkofferterroristen ist interessant und unterhaltsam geschrieben – lohnt sich zu lesen!

Jens Brambusch, 1972 in Düsseldorf geboren, studierte Arabistik an Orten wie Ramallah, Izmir und Würzburg, ehe er zur Financial Times Deutschland wechselte. Später schrieb er für das Wirtschaftsmagazin Capital. Seine Reportagen wurden mehrfach für Medienpreise nominiert, darunter der Deutsche Journalistenpreis (2012 und 2017), der Ernst-Schneider-Preis (2017) und der Medienpreis Mittelstand (2018). 2014 gewann er den Deutschen Wirtschaftsfilmpreis mit dem WDR-Team von Plusminus und 2016 den Medienpreis Luft- und Raumfahrt. Seit 2015 ist er Mitglied der Jury „Investigativ“ beim Nannen-Preis. Jens Brambusch lebt derzeit auf einem Segelboot im Mittelmeer.

Rollkofferterroristen – Die selbstironische Abrechnung eines Berliner Airbnb-Gastgebers


Autor: Jens Brambusch
DuMont Reiseverlag
248 Seiten
ISBN: 978-3-7701-9189-5

Standardbild
Ingrid
Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen. Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.
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