Berlin, Zitadella Spandau, 16. Juli 2014 – Robert Plant ist eine Rocklegende. Als Frontmann und Sänger von Led Zeppelin trug Plant mit seiner markanten kraftvollen Stimme entscheidend zum Sound und kommerziellen Erfolg der britischen Hardrocker bei. Nach Auflösung der Band im Jahre 1980 war der Brite mit verschiedenen Soloprojekten erfolgreich. Insbesondere das exzellente Album „Raising Sound“, 2009 mit der Blue Grass Sängerin Allison Krauss eingespielt, brachte ihm weltweit große Anerkennung und fünf Grammys ein.
Rocklegenden müssen weder die Pflege ihres eigenen Denkmals betreiben noch zum Schatten ihrer selbst degenerieren. Das zeigte eindrucksvoll das schöne Konzert, das Robert Plant und seine neue Band „The Sensational Space Shifters“ am vergangenen Mittwochabend in der Zitadelle in Berlin-Spandau gaben. Plant traut sich was, zeigt keine Berührungsängste mit Folk, Country, Blues, African Dance, Trip Hop und Elektrobeats und mischt diese völlig unterschiedlichen Stile kongenial zu einem spannenden musikalischen Programm. Mit seinen 65 Jahren wirkt er dabei erstaunlich unverbraucht, hat immer noch die unverwechselbare Stimme, die ihn zur Legende machte: ein kraftvoller, unter die Haut gehender Gesang, der mühelos in die höchsten Stimmlagen wechselt. Zudem zeigt Plant eine enorme Bühnenpräsenz, mit der es schafft, sein Publikum mitzureißen. Eine merkwürdige Mischung aus Hippie, Lausbub und Schamane bewegt sich da anderthalb Stunden leichtfüßig über die Bühne, wiegt den Körper zum Rhythmus der Songs, streicht die langen, kaum ergrauten Locken zurück, tänzelt nach recht, dann nach links, schnappt sich das Mikro, fleht, wimmert und schreit die Widersprüchlichkeit seiner Gefühle hinaus: „I know I never never gonna leave you/ But I got to go away from this place“.
Plant eröffnete den Abend mit dem eindringlichen, schwermütigen Stück „No Quarter“ vom Album „Houses of Holy – Auftakt zu einer Reihe von bekannten Led-Zeppelin-Songs wie z.B. „Babe, I’m gonna leave you“, „Black Dog“, „Going to California“ und „The Enchanter“, die Plant jedoch allesamt neu arrangiert hat, so dass sie anders klingen. Das beste Beispiel hierfür ist vielleicht der Klassiker “Black Dog“, in der Originalversion ein kräftiger Bluesrock, bei dem neben Plants ekstatischer vokaler Phrasierung Jimmy Pages Gitarrenlicks im Fokus stehen. Plant macht mit seinen „Sensational Space Shifters“ hieraus eine entschleunigte, weniger rockige Version, bei der die Licks fehlen und Keyboards und die Ritti Camaras, eine traditionale afrikanische Geige, markante exotische Akzente setzen.
Darüber hinaus umfasste die Setlist einige Blues-Klassiker, wie das vielfach gecoverte „Spoonful“ von Willie Dixon, sowie drei neue Songs von Plants neuem Album „lullaby and… The Ceaseless Roar”, das Anfang September in Deutschland erscheint. Von diesen erwies sich “Turn it up” als kräftiger Bluesrock mit knarzigem tiefschwarzem Bass. Bei dem nervös-gereizten Stück „Rainbow“, einem mit kräftigen Rockelementen gewürzten Popsong und ebenfalls vom neuen Album, verschiebt Plant seinen stimmlichen Umfang bis an die Grenze des Erträglichen. Demgegenüber ist „Little Maggie“ ein traditioneller, von temperamentvollem Handclapping begleiteter Folksong mit einem wunderbaren Banjo von Skin Tyson. In den 1960ziger Jahren gehörte „Little Maggie“ zum Pflichtrepertoire der großen Folksänger. Auch Dylan hat den Song aufgenommen. Wie bei vielen Folksongs, die über die Jahre mündlich tradiert wurden, variiert der Text. Plants Version kommt der Fassung von Bill Munroe und damit dem Original des über 100 Jahre alten Stücks wohl ziemlich nahe. Klar, diese drei Songs sind neu und liegen noch nicht im Ohr, so dass der Beifall des Publikums hier eher höflich ausfällt.
Höhepunkt des Abends ist ohne Zweifel das Medley aus „I just wanna make love to you/Who do you love?/Whole lotta love” am Konzertende, bei dem Plant die Band mit seinen “Push, Push”-Rufen anfeuert, noch einmal alles zu geben, und das Berliner Publikum außer Rand und Band bringt.
Der Setlist folgen zwei Zugaben, zu denen sich Plant und seine exzellenten „Sensational Space Shifters“ nicht lange bitten lassen: Nobody’s fault but mine“, ein eindringlicher Deltablues vom Led Zeppelin-Album „Presence“ aus dem Jahre 1976, den der schwarze Bluesmusiker Blind Willie Johnson geschrieben hat, und der Led Zeppelin Klassiker „Communication Breakdown“, ein schneller, rockiger Song, bei dem das Berliner Publikum ein letztes Mal begeistert in das Call und Response Pattern Plants einstimmt.
Fazit: „Been a long time since I rocked and rolled“, heisst es bei Led Zeppelin. Nein, Robert, ich glaube, du hast nie wirklich aufgehört.
Am 5. September erscheint ROBERT PLANTs brandneues Album “lullaby and… The Ceaseless Roar” über Nonesuch/Warner Bros. Records. Produziert von ROBERT PLANT .
Besprechung des Albums dann hier bei uns zu finden!
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