Richie Beirach – neues Album LEAVING

Der amerikanische Jazzpianist Richie Beirach kann auf eine mittlerweile über fünf Jahrzehnte andauernde, erstaunliche Karriere zurückblicken. Als junger Musiker saß er einst in den Bands von Chet Baker und Stan Getz an den Tasten. Mit dem Saxofonisten und Flötisten Dave Liebman nahm er gemeinsam eine Reihe von exzellenten Alben auf und gründete das gefeierte Quartett Quest.

Auf seinem neuen Livealbum LEAVING, das 2022 auf einem französischen Chateau mitgeschnitten wurde, greift der 75-jährige Musiker bekannte Jazz-Standards von Miles Davis, Cole Porter, Thelonious Monk und anderen auf. Lediglich bei zwei Stücken, „Leaving“ und „Sunday Song“, handelt es sich um Eigenkompositionen. Ansonsten drückt er Titeln wie „Nardis“, „Solar“, „Round Midnight“, „Footprints“ und „Some Other Time“ seinen ganz eigenen Stempel auf. In unerwarteten Medleys reiht er zudem Melodien wie „What’s This Thing Called Love?“/“Alone Together“/Blue in Green“ und „Spring Is Here“/“Maiden Voyage“/“Monk’s Dream“/“You Don’t Know What Love Is“ aneinander. Dabei vernachlässigt er in seinen Interpretationen dieser Standards auch den Swing-Faktor nicht. Immerhin sei er Jazzpianist durch und durch und liebe es zu swingen, bekennt er in einem Interview mit dem Onlinemagazin London JAZZNEWS.

Auf vielen der über 400 Aufnahmen, an denen Beirach im Laufe seiner Karriere als Leader oder Sideman mitwirkte, kennt man ihn indessen auch als stiloffenen, kühn improvisierenden Jazzmusiker. Warum er bei diesem Konzert auf Jazz-Standards zurückgreift, enthüllt er im Interview:

„Die meisten Menschen, die zu Konzerten gehen, sind keine Musiker. Wenn sie dich hören, wie du nur deine eigenen Stücke spielst, wissen sie nicht, ob es gut ist oder nicht. Sie haben keinen Bezugsrahmen. Aber Standards sind ein Bezugsrahmen. Wenn du „Green Dolphin Street“ auf kreative Art und Weise spielst, werden sie die Melodie wahrscheinlich kennen und deine Kreativität hören.“

Tatsächlich dürften die Hörer und Hörerinnen Beirachs vorzüglichen Interpretationen umso mehr genießen, je vertrauter ihnen das ursprüngliche Material ist. Und die mit unvorhersehbaren, spannenden 75 Minuten gefüllte Spielzeit vergeht dabei wie im Fluge.

Tracks

  1. Nardis
  2. What Is This Thing Called Love/ Alone Together/Blue in Green
  3. Round Midnight
  4. On Green Dolphin Street
  5. Some Other Time
  6. Solar
  7. Spring Is Here, Maiden Voyage, Monk’s Dream, You Don’t Know What Love Is
  8. Footprints
  9. Leaving/ Sunday Morning
VÖ: 14.04.2023
RICHIE BEIRACH – Leaving
Label: Jazzline
Standardbild
Hans Kaltwasser
Artikel: 427

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.