David und die drei Ks: Kinder, Kunst und Kreativität bilden den Inhalt und das Elixier seines Lebens. Er ist noch jung und sein bedeutend jüngeres Aussehen sorgen oft dafür, dass er nicht als Vater wahrgenommen wird und Schwierigkeiten bekommt, wenn er seine Kinder aus der Kita abholen will. Hinter dem zweiten K steht Musik, die ihn schon sehr früh fasziniert hat. Ganz unschuldig daran ist das Roland M100 Modularsystem seines Vaters.
David macht Musik, ist jedoch viel häufiger in seinem Tonstudio zu finden und produziert die Platten anderer Bands und Musiker. Als er einen Anruf des drogensüchtigen Weltstars Ian White erhält, ist er auf seinem Fahrrad. Der Anrufer aus L.A. wundert sich, dort fährt niemand Fahrrad und um Kinder kümmern sich Musikproduzenten nur in ihrer freien Zeit. Die Chance, Ian White zu produzieren, will sich David nicht entgehen lassen. Er ahnt jedoch nicht, welche Herausforderungen dabei auf ihn und seine Familie warten: Verspätete Termine im Tonstudio, fehlende Artwork-Vorlagen und totale Abtauchens des Musikers und Stress für die gesamte Familie sind nur einige.
Das Album wird dennoch fertig und ist super geworden. Ian ist so begeistert von David, dass er ihn zu seinem Musikmanager machen will. David ist dabei und trifft sich erstmals in Malibu, USA, mit Ian. Es ist heiß und der Jetlag macht David zu schaffen. Eigentlich würde er jetzt schlafen, ebenso wie seine Kinder. Mittlerweile bestimmen Einschlaf- und Aufwachphasen seiner Kinder auch seine innere Uhr. Hier in Malibu vermisst er dieses Timing und auch seine Kinder.
David ist aber auch ein Profi und so wird sein erstes Treffen mit Ian und seinen Mitarbeitern erfolgreich beendet. Schon bald begleiten seine Kinder und David Ian und dessen Band auf eine Tour durch die USA. Keine ganz einfache Situation, vielmehr gemacht, um Konflikte magisch anzuziehen. Doch es wird weniger ernst, dafür öfter absurd und komisch. David hat Humor und ein feines Gespür für die Bedürfnisse der Künstler und besonders für seine Kinder. Trotzdem lauert die Eskalation.
Ich habe sehr viele Alben gehört und besprochen, doch was in einem Tonstudio passiert oder im Backstage-Bereich einer Bühne, habe ich bisher nie kennengelernt. Der Roman „Play“ bietet einen fesselnden Blick hinter die Kulissen der Musikwelt. Auch Leser*innen halten ja zumeist nur ein fertiges Produkt in Form eines Albums in den Händen oder erleben ein Konzert. Wie sensible und fragil die Arbeit zwischen Produzent und Künstler sein kann, bleibt ihnen oftmals verborgen.
Dem Autor Johann Scheerer gelingt es in seinem Roman „PLAY“ zudem ganz großartig, die Anforderungen an einen Vater authentisch zu beschreiben, der sich um seine Kinder kümmern will, mit denen seines Berufs als Musiker, Toningenieurs und Musikmanagers in Einklang zu bringen. Von der ersten bis letzten Seite eine fesselnde Lektüre und ein Must-read für alle Musikfans.
PLAY ist beim Verlag Piper erschienen.
Über Johann Scheerer
Johann Scheerer, geboren 1982, gründete mit fünfzehn Jahren seine erste Band, nahm mit „Score!“ 1999 sein erstes Album auf und ging auf Deutschlandtour. Nach dem Abitur bekam er einen Plattenvertrag für sein Soloprojekt „Karamel“ und gründete 2003 das Tonstudio „Rekordbox“. Seit 2005 betreibt er das Tonstudio „Clouds Hill Recordings“ mit angeschlossenem Label und Musikverlag „Clouds Hill“.
Johann Scheerer arbeitet als Musikproduzent mit international renommierten Musikerinnen und Musikern wie Omar Rodríguez-López, At the Drive-In, Alice Phoebe-Lou, Gallon Drunk, Wolf Biermann und Peter Doherty.
