Pink Floyd „The Endless River“

Gut 20 Jahre nach “The Division Bell” melden sich Pink Floyd mit ihrem soeben erschienenen Studioalbum „The Endless River“ zurück. Das Oeuvre basiert auf Fragmenten, die die Band für das ursprünglich als Doppelalbum geplante Werk „The Division Bell“ eingespielt, dann aber doch nicht verwendet hatte. Im vergangenen Jahr sichteten die noch verbliebenen Mitglieder von Pink Floyd, Gitarrist David Gilmour und Schlagzeuger Nick Mason,  die mit dem seinerzeit noch lebenden Keyboarder Rick Wright eingespielten musikalischen Impressionen und beschlossen, die Residuen unter Nutzung modernster Studiotechnik zu bearbeiten und als eigenes Album herauszubringen.

Das mehr als 20 Stunden umfassende Material wurde dabei einer kritischen Prüfung unterzogen. Viele der ursprünglichen Fragmente wurden verworfen, andere ergänzt, manche Songs wurden gänzlich neu eingespielt. Herausgekommen ist ein18 Tracks umfassendes Werk, dem erstaunlicherweise nichts Fragmentarisches anhaftet und das wie aus einem Guß wirkt. Deutlich hörbar ist der musikalische Einfluss des 2008 verstorbenen Keyboarders Rick Wright. Bei nicht weniger als 12 der insgesamt 18 Titel wird der scheue Brite als Autor oder Ko-Autor genannt. Entsprechend dominant sind bei vielen Stücken die Keyboard-Parts, so dass „The „Endless River“ zu Recht als Hommage an den früheren Tastenmann der Band gelten kann, der, wenngleich er den Sound der Band wesentlich geprägt hat, nie den Starstatus von Gilmours Vorgänger Syd Barret oder des egomanischen Bassisten Roger Waters erreichte. Auf „The Endless River“ brilliert Wright gleichwohl ein letztes Mal und zeigt an Keyboards, Hammond Orgel und diversen Synthesizern sein ganzes komplexes kompositorisches Können.

Stilistisch-atmosphärisch knüpft „The Endless River“ an Meilensteine wie „The Dark Side of the Moon“ und „Wish You were Here“ an. Die sphärischen sanften, langgezogenen, warmen und melodischen Klänge, die Wright mit seinen Instrumenten generiert, kontrastieren bisweilen mit verstörend-bedrohlichen elektorischen Klanggewittern und changieren wirkungsvoll im spannenden Wechselspiel mit Gilmores diszipliniertem Gitarrenspiel, das mal bluesig-melancholisch daher kommt, dann wiederum unvermittelt mit siedend heißen Soli aufblitzt. Gleichwohl erinnert Gilmores Gitarre hier eher an seine wenigen Solo-Ausnahmearbeiten wie „Raise my Rent“ und „Short und Sweet“. Den Bogen zur musikalischen Vergangenheit von Pink Floyd spannt schließlich auch das Stück „Autumn `68“, das eine direkte Referenz zum Song „Summer 68“ des Albums „Atomic Heart Mother“ darstellt.

Wie bei „The Division Bell“ bildet Kommunikation auch bei „The Endless River“ das Thema, das an Stücken wie „Things Left Unsaid“, „The Last Art of Communication“ und „Louder than Words“ zum Ausdruck kommt. Auf dem Stück „Talkin Hawkins“ ist die Stimme des britischen Physikers Stephen Hawkins zu hören, der mahnend an die Notwendigkeit des zwischenmenschlichen Dialogs erinnert. Das Zeug zum Hit gar hat der als Single ausgekoppelte Song „Louder than Words“, das einzige Gesangsstück des Albums, das von Gilmore komponierte wurde und dessen Text Gilmours Frau Polly Samson beisteuerte.

 

Fazit: Mit „The Endless River“ legen Pink Floyd ein harmonisch in sich ruhendes Album vor, das mit seinen schönen überwiegend instrumentalen Fantasien berechtigte Zweifel an der vielfach immer noch vertretenden Einschätzung weckt, dass die Band seit dem Weggang ihres Bassisten Roger Water ein Schatten ihrer selbst ist.

 

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Artist: Pink Floyd

Release: “The Endless River”
VÖ: 07.11.2014
Label: Parlophone Records / Warner Music Entertainment
Formate: diverse

Standardbild
Hans Kaltwasser
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