Penguin Cafe: THE IMPERFECT SEA

2009 rief der britische Musiker Arthur Jeffes das Projekt „Penguin Cafe“ ins Leben – als Hommage an die Avantgardeband „Penguin Cafe Orchestra“ (PCO), die sein 1997 verstorbener Vater Simon Jeffes gegründet hatte. THE IMPERFECT SEA ist das dritte Album von „Penguin Cafe“. Anders als die beiden Vorgängeralben, die allzu deutlich die musikalische DNA der ursprünglichen Band offenbarten, überwiegen hier Eigenkompositionen, die Arthur Jeffes als begabten Komponisten zeigen, der gute Songs schreiben kann. Diese verschmelzen Einflüsse aus Folk und musikalischem Minimalismus, freilich ohne die kuriosen Begleitfloskeln, die ein häufiges Element der Kompositionen des Vaters waren.

THE IMPERFECT SEA – vielfältige Klanglandschaften

Dem Album THE IMPERFECT SEA liegt dem Pressetext nach das Konzept eines Pinguins zugrunde, der in der Wüste gestrandet ist und nun darum kämpft, sich an seine neue Umgebung anzupassen. Der Track „Rescue“ mit seinen einleitenden düsteren, bedrohlichen Klängen, die allmählich in wogende Streichermusik münden, illustriert diese Erzählperspektive wohl am ehesten.

Die ersten beiden Stücke, „Ricercar“ und „Cantorum“, zeigen Einflüsse der Renaissance- und Barockmusik. Dabei gefällt „Ricercar“ mit seiner ausgedehnten, mit viel Legato gespielten Violinlinie auf Anhieb. „Cantorum“ beginnt mit langsamen, dahinschwebenden Klängen, bevor eine wehmütige Violine die Führung übernimmt, der ihrerseits ein monoton klingendes, den Mix schließlich dominierendes Streichinstrument folgt.

Ungewöhnlich auch das Stück „Half Certainty“, dessen folkmäßiges schwermütig-sanftes Akkordeonspiel mit klöppelnder Perkussion unterlegt ist. Der Track „Control 1 (Interlude)“ wiederum ist Ambient Music pur, ruhige, vor sich hin wabernde Klangflächen, die an Brian Enos Album „Music for Airport“ erinnern.

Cover von Simian Mobile Disco und Kraftwerk

Neben den Eigenkompositionen Arthur Jeffes enthält THE IMPERFECT SEA auch einige Coverversionen, die sich bruchlos in das Gesamtwerk einfügen. Der Song „Franz Schubert“ von Kraftwerk eröffnet mit einem tief brummenden Harmonium. Die Neuerschaffung des Stücks „Wheels Within Wheels“ der britischen Elektropopband Simian Mobile Disco erhält mit allerlei melodiösen Schlaginstrumenten und seinen voluminösen Streichern eine neue aufregende Patina. Allein „Now Nothing (Rock Music)“, im Original ein Stück des „Penguin Cafe Orchestra“, ermüdet mit seinen langen improvisierten Klavierläufen ein wenig.

Subtile Details über Kopfhörer und im Surround

THE IMPERFECT SEA ist eine Sammlung schöner Musikstücke, sanft, minimalistisch, geprägt von melodischen songähnlichen Strukturen. Man kann das Album auf verschiedenen Ebenen hören. Bereits als atmosphärische Hintergrundmusik klingt es ungemein farbig, interessant und spannend. So gehört, wird man der schönen Musik dieses ungewöhnlichen Albums jedoch nicht gerecht. Denn die Subtilität seiner feinen Arrangements erschließt sich erst über Kopfhörer oder im Surround-Sound.

Penguin-Cafe-The-Imperfect-Sea

PENGUIN CAFE

The Imperfect Sea

Label: Erased Tapes

Vertrieb: Indigo/ Finetunes

VÖ: 05.05.2017

www.penguincafe.com

Titelfoto: Alex_Kozobolis

Standardbild
Hans Kaltwasser
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