Palladio–Aldinen. Das Leben Palladios im Veneto

Architektur ist eine Kunst, denkt jeder sogleich, wenn er Bauten des großen Andrea Palladio (1508-1580) sieht; Goethe sah sogar „etwas Göttliches in seinen Anlagen“. Palladio war der wohl  bedeutendste Renaissance-Architekt in Oberitalien. Vielleicht haben wir seine Bauwerke längst bewundern können, doch dabei wenig über seine Person erfahren. Dies ändert nun das Buch der Architektin und Verlegerin Ulrike Eichhorn, welches Reiseführer und Biografie in einem ist. Es nimmt die Ikone der Baukunst genauer in den Blick und zeigt seinen Weg zum ersten Berufsarchitekten der damaligen Zeit auf. Dabei macht die Lektüre Lust auf eine Reise hin zu diesen wunderschönen Bauwerken.

Zunächst geht die Reise in Palladios Geburtsstadt Padua. Es gibt keine Aufzeichnungen des Architekten und nur wenige Porträts, die ihn darstellen, und es ist nicht sicher, ob es sich bei den Abbildungen wirklich um Palladio handelt.

Padua war im 15. und 16. Jahrhundert als Universitätsstadt Anziehungspunkt für Humanisten, Philosophen und Dichter. Sie stand unter der Herrschaft Venedigs und erlebte dadurch auch wirtschaftlich einen enormen Aufschwung.

Die nächste Lebensstation Palladios war Vicenza, wo er als Steinmetz (Lapidarius) arbeitete. Steinmetze waren wahre Künstler, sieht man sich in Kirchen und Kathedralen die Altäre oder Grabsteine an, so versteht man wieso. Doch Palladios Weg geht weiter – in Verona  gibt es viele Architekten, Ingenieure, Mathematiker, Maler und Dichter, die Palladio als Vorbilder dienten.

Seine Fähigkeiten als Konstrukteur gewann Palladio in der Terraferma 1540-1560. Er schuf Landhäuser und Paläste für den Adel. Diese Familien und ihr Einfluss werden detailliert dargestellt. Architektonische Zeichnungen von Palladios Aufträgen, darunter die des berühmtesten Architekten der Zeit, Giulio Romano, die Palladio nach dessen Tod zu Ende geführt hat.

Wenn auch Palladio zahlreiche Vorbilder zumeist aus der römischen Antike und der italienischen Renaissance hatte wie Bramante, Michelangelo, Sanmicheli und Sansovino, so war er niemals ein Imitator seiner Vorbilder, dafür war er zu kreativ und eigenständig. Zielstrebig arbeitete er daran, seine ästhetischen Prinzipien von Proportion und Ausgewogenheit unter Beachtung der Baufunktion, der vielen Bedürfnisse seiner Auftraggeber und der Gegebenheiten des Bauplatzes zu verwirklichen. Er schuf damit Objekte von einzigartiger Harmonie und Eleganz. Seine Bauten und  theoretischen Schriften machten ihn zum Begründer des Palladianismus, der großen Einfluss auf die klassizistische Architektur in West- und Nordeuropa und den Vereinigten Staaten hatte.

Die Palladio-Aldinen bieten üppige Informationen und sind für Laien und Experten gleichermaßen hoch interessant, mehr noch, sie dienen als Grundlage für eine wunderbare Reise in die neun historischen Städte auf den Spuren Palladios. Reich bebildert und gut strukturiert durch Infoboxen, bildet seine Biografie den roten Faden des Buches, das neugierig macht, Palladios Werke in der Realität nachzuverfolgen.

Palladio-AldinenPalladio-Aldinen
Das Leben Palladios im Veneto

Biografie und Reiseführer

2017, 1. Auflage
Broschur, 488 Seiten
ISBN: 978-3-944377-10-0
155 Abbildungen
komplettes Werkverzeichnis
Familien-, Künstler, Adel- und Bauherrenverzeichnis
Alle Werke sind in einer digitalen Karte  verortet.
Edition Eichhorn

Notiz: Als Aldinen werden kleinformatige Bücher aus der Druckwerkstatt von Aldus Manutius bezeichnet, die im 16. Jahrhundert Vorläufer der Taschenbücher waren.

Das Titelbild zeigt die Villa Barbaro des Architekte, auch Villa Maser genannt, da sie in Maser, nahe Asolo in Venetien zwischen 1554 und 1558 geplant und gebaut wurde. Fotoquelle: Author Hans A. Rosbach
https://de.wikipedia.org/wiki/Barbaro#/media/File:VillaBarbaro_2007_07_08_01_retouched.jpg

 

Standardbild
Ingrid
Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen. Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.
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