Once Upon A Time… In Hollywood ! – Filmtipp

Nein, einen richtigen, linearen Handlungsverlauf hat er nicht, der neunte Film von Kult-Regisseur Quentin Tarantino, der deutschlandweit am 15. August in die Kinos kommt. Dass man während der 160 Minuten eigentlich nur den auf dem absteigenden Ast befindlichen ehemaligen Western-Star Rick Dalton (Leonardo di Caprio) und sein Stuntdouble, „Mädchen für alles“ und besten Kumpel Cliff Booth (Brad Pitt) begleitet, während Sie versuchen, sich in Hollywood halbwegs anständig über Wasser zu halten, ist dabei allerdings überhaupt nicht schlimm. Denn „Once upon a time in… Hollywood!“ macht von Anfang bis Ende einen Heidenspaß.

Keine Frage: Nach dem guten „Django: Unchained“ und dem zumindest ordentlichen „The hateful 8“ hat Tarantino mit seinem neuesten Streich seit längerem wieder mal ein richtiges „Brett“ hinbekommen.

Leonardo di Caprio als
Rick Dalton und Bratt Pitt als
Cliff Booth

Es ist das Jahr 1969. Schauspieler Rick Dalton zehrt beinahe nur noch von seinen längst vergangenen Western-Hits und wird nur noch in Nebenrollen als Bösewicht verheizt. Während ihm Cliff Booth kaum helfen kann, da er sich selbst mit den Schatten seiner Vergangenheit herumschlagen muss, bietet ihm Filmproduzent Marvin Schwarz (Al Pacino) Titelrollen in italienischen Spaghetti-Western an.


Marvin Schwarz (Al Pacino)

Doch Dalton lehnt zunächst ab. Als dann Star-Regisseur Roman Polanski (Rafal Zawierucha) und seine Schauspieler-Frau Sharon Tate (Margot Robbie) ins Nachbarhaus einziehen und Booth auf die Hippie-Kommune eines gewissen Charles Manson trifft, nehmen die Dinge einen unvorhergesehen Verlauf.

Margot Robbie als
Sharon Tate

Unvorhersehbar sind eigentlich die gesamten knapp zweieinhalb Stunden des Films, die uns Tarantino auf der Leinwand präsentiert. Zudem sind diese gar nicht so, wie man sie hätte im Vorfeld aufgrund der Manson-Thematik hätte vermuten können. Doch unter anderem aufgrund der zahlreichen Referenzen, Popkultur-Zitate, der teils wahnwitzigen Dialoge und tollen Szenen ist die Unvorhersehbarkeit – entgegen landläufiger Gewohnheiten – auch eine der absoluten Stärken der Thriller-Komödie. Man weiß schlichtweg bis zuletzt nicht, wohin einen der Trip des grandios aufspielenden Hauptdarsteller-Duos di Caprio/Pitt wohl führen wird. Dass die Schlussszene dann in völligem Kontrast zum zuvor Gesehenen auch noch metaphorisch-philosophischen Interpretationsspielraum lässt, passt perfekt zu der extravaganten Hollywood-Huldigung des 56 Jahre alten Filmemachers.

Diese eher unkonventionell geratene Ehrerbietung unterstreicht er mit dem gelungenen und nostalgisch angehauchten, schlichtweg toll eingefangenen 60er-Jahre Setting samt passenden Kostümen und dem perfekt abgestimmten Soundtrack bestens. Daneben ist auch der trockene Humor eine der absoluten Stärken des Films. Dafür sorgen zumeist der schlagfertige wie schlagkräftige Cliff Booth (hier sei nur seine körperliche Auseinandersetzung mit Bruce Lee genannt) und eben di Caprios Dalton, der zwar nicht die Coolness seines Kumpels erreicht, aber dafür ein breiteres Spektrum an Emotionen präsentieren darf und dabei allein mit seinem grandiosen Mienenspiel für den einen oder anderen Lacher sorgt.

Und überhaupt: Was Tarantino in seinem neunten und – wenn man seiner Ankündigung Glauben schenken darf – womöglich vorletzten Film einmal mehr insgesamt für einen Cast an den Start gebracht hat, ist einfach nur beeindruckend. Neben di Caprio, Pitt, Robbie und Pacino haben nämlich auch Stars wie Kurt Russell, Timothy Olyphant oder Damian Lewis Kurzauftritte. Natürlich darf auch Michael Madsen nicht fehlen, der in vielen Werken Tarantinos mit von der Partie ist. Und das Beste ist: Alle haben sichtlich Spaß an ihren Figuren.

Fazit: „Once upon a Time in… Hollywood!“ gehört zu Tarantinos absoluten Top-Werken und ist trotz der langen Lauflänge keine Sekunde langweilig. Auch dass – fast schon entgegen der Gewohnheit – weder Spannung, noch Gewalt eine großartige Rolle spielen, ist aufgrund der großartig aufspielenden di Caprio und Pitt nicht ansatzweise problematisch. Außerdem hat man ein irrwitziges Feuerwerk wie das, was Tarantino in den Schlussminuten bis zum eingangs erwähnten ruhigen Schlussakkord abbrennt, lange nicht gesehen.

Wertung: 4,5 von 5 Punkten

Kinostart: 15. August

Fotos: Copyright Sony Pictures / Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

Niklas Frielingsdorf
Niklas Frielingsdorf
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