Ohne Befund von Lou Bihl

Lange Tradition haben Arztromane, in denen es zumeist um romantische Beziehungen zwischen einem Arzt und seiner Angebeteten geht. Die Erzählungen im Buch „Ohne Befund“ von Lou Bihl sind so ganz anders. Sie kommen aus dem Alltag von Menschen, die als Ärzte und Ärztinnen arbeiten und ihre kleinen und größeren Probleme mit Kollegen, Partnern und ihrer Familie haben.

Dabei greift die Autorin gesellschafts- und gesundheitspolitische Fragen auf und Leser*innen unternehmen in den zehn spannenden Kurzgeschichten eine aufregende Reise durch das Gesundheitswesen.

So die Geschichte einer Ärztin, deren biologische Uhr tickt und die alle technischen Möglichkeiten schwanger zu werden, ausgeschöpft hat, scheint einen Weg gefunden zu haben, doch noch Mutter zu werden. Obwohl Leihmutterschaften in Deutschland verboten sind, ist ihr ein glücklicher Zufall zur Hilfe gekommen. Aber ob es tatsächlich klappen wird?

Die Oberärztin Thea ist jüngst von ihrem Mann wegen einer erheblich jüngeren Frau verlassen worden. Nachdem sie sich mehr schlecht als recht damit abgefunden hat, meldet sich ein anonymer Verehrer bei ihr und überhäuft sie mit Geschenken, schreibt ihr Briefe und lädt sie in ein Theaterstück ein, ohne sich zu outen. Normalerweise ignoriert Thea anonyme Post, doch ihre momentane Situation macht sie sehr empfänglich für Aufmerksamkeit und Zuwendung…

Der Schlaganfall ihres Mannes kam, wie so häufig, völlig überraschend, deswegen hat die Krankenpflegerin zweimal hinsehen müssen, bevor sie 112 auf ihrem Handy wählte. Zum Glück früh genug. Nun liegt ihr Mann mit nur leichten Symptomen auf der neurologischen Station. Die heimischen Probleme aber belasten ihn weiterhin, denn der Streit zwischen Vater und Sohn hat nur eine Zwangspause eingelegt.

Diese und andere Storys lassen uns hinter die Fassaden eines Krankenhauses oder einer Arzt-Praxis blicken. Die Geschichten offenbaren, das Menschen in Gesundheitsberufen mit einer Vielzahl von fachlichen Herausforderungen und individuellen Problemen konfrontiert werden. Mit Esprit und Fachwissen gewährt die Autorin, die selbst Ärztin ist, Einblicke in die Welt der Medizin. Sehr empfehlenswert!

„Ohne Befund“ ist im Unken-Verlag erschienen.

Ingrid
Ingrid

Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen.
Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.

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