Die Faszination, die allgemein von Sprache ausgeht, teilen nicht alle Menschen. Schließlich nutzen wir sie tagtäglich, ohne lange darüber nachzudenken. Aber wie sind die Menschen zur Sprache gekommen? Und warum ist es uns als einzige Spezies möglich, ein so komplexes Kommunikationssystem herauszubilden? Den Instinkt oder Antrieb zu brabbeln haben wir zwar schon als Baby, aber unsere Muttersprache müssen wir erst lernen. Wie haben sich die knapp 7000 Sprachen der Welt entwickelt? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, haben Forscher des „Leipziger Forschungszentrums für Frühkindliche Entwicklung der Universität Leipzig“ und des „Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie“ versucht, den Prozess der Entwicklung eines neuen Kommunikationssystems in einem Experiment nachzustellen – mit überraschenden Ergebnissen: Manuel Bohn, Gregor Kachel und Michael Tomasello konnten nachweisen, dass schon Vorschulkinder spontan Kommunikationssysteme entwickeln können, die bereits Kerneigenschaften von natürlicher Sprache aufweisen.
Die Kinder befanden sich in unterschiedlichen Räumen und hatten nur über Skype ohne Ton eine Verbindung zueinander. Die Verständigung miteinander war also nur über Gestik und Mimik möglich. Bei konkreten Dingen wie einem Hammer oder einer Gabel fanden die Kinder schnell eine Lösung, indem sie die dazugehörige Handlung (z. B. essen) in einer Geste nachahmten. Im Laufe der Studie stellten die Forscher die Kinder jedoch immer wieder vor neue Herausforderungen. Zum Beispiel führten sie ein weißes Blatt Papier als Bild ein. Das dargestellte „Nichts“ lässt sich schwer nachahmen.
Zwei Kinder lösten diese Aufgabe dennoch. Zunächst über Gesten. Als aber das andere Kind nicht wusste, was gemeint war, zeigte die Senderin auf einen weißen Punkt auf ihrem T-Shirt. Und schon war klar, es ging um die Farbe Weiß. Die Forscher gelangten nach Abschluss der Studie, die nicht nur dieses genannte Experiment beinhaltete, sondern weitaus mehr zu folgenden Schlüssen bei der Skizzierung, wie eine Sprache zwischen Menschen aufgebaut wird:
Zunächst werden Personen, Handlungen oder Gegenstände durch Zeichen dargestellt, die den Dingen ähneln. Voraussetzung hierfür ist ein gemeinsamer Erfahrungsschatz der Interaktionspartner. Dabei ahmen diese auch einander nach, sodass sie die gleichen Zeichen für die gleichen Dinge verwenden. So gewinnen die Zeichen eine Bedeutung. Im Laufe der Zeit werden die Beziehungen zwischen den Zeichen und den Dingen immer abstrakter und die Bedeutung der einzelnen Zeichen spezieller. Grammatikalische Strukturen werden nach und nach eingeführt, wenn das Bedürfnis besteht, komplexere Sachverhalte zwischen Dingen zu kommunizieren. Bemerkenswert ist, dass man diese Prozesse schon innerhalb einer halben Stunde beobachten kann.
Die Erforschung der menschlichen Sprache ist vor dem Hintergrund der immer weiter fortschreitenden digitalen Kommunikationssysteme und allgemein zum Verständnis, wer wir Menschen sind, noch lange nicht abgeschlossen. Hier wurde nur von einem kleinen Ausschnitt berichtet.
Sprüche kloppen oder ein weiser Spruch
Menschen sind nicht gleichermaßen eloquent. Sie können unterschiedlich gut mit Sprache umgehen. Dem einen fällt es leicht, sich auszudrücken, und er hat zu jeder Zeit den richtigen Spruch auf den Lippen. Der andere schweigt lieber und gibt nur ab und an seine Meinung kund. Weise Sprüche oder Aphorismen sind die Sache der Philosophen. Doch auch wir müssen zu besonderen Anlässen die richtigen Worte finden. Wenn die Tochter oder der Sohn heiratet, sind Eltern oftmals als Redner*innen gefordert. Auch Geburtstage und Ehrentage fordern unsere Sprach- und Redebegabung heraus. Das geht natürlich auch über E-Mails oder einem der Instant-Messaging-Dienste. Aber woher die richtigen Worte nehmen? Glücklicherweise gibt es das Internet. Auch hier eine Quelle, um zu jeder Gelegenheit den richtigen Spruch zu finden. Alles in allem – nur nicht sprachlos werden!