Nils Wülker & Arne Jansen – CLOSER

Seit Louis Armstrong 1928 mit dem Pianisten Earl Hines den „Weatherbird Rag“ aufnahm, wird die Kunst des Duos im Jazz gepflegt. Mittlerweile gibt es diese kleinste Band-Formation in allen möglichen Kombinationen. Als Duo mit Gitarre und Trompete ist sie eher selten anzutreffen. Dass freilich auch in dieser Formation weniger mehr sein kann, zeigt das heute erschienene Album CLOSER von Nils Wülker und Arne Jansen.

Die beiden ECHO-Jazz-Preisträger kennen sich seit vielen Jahren, spielen seit 2010 live zusammen. Auf sechs Alben von Wülkers Band spielt Jansen die Gitarre. 2019 waren sie gemeinsam unter dem Motto „Closer“ auf Tournee.

Ausgewogene Balance der Instrumente

CLOSER enthält zehn Titel. Zum Teil handelt es sich um neue Eigenkompositionen, zum Teil um Interpretationen aus dem reichen Repertoire der beiden Musiker oder auch um Cover-Versionen bekannter Rocksongs wie das Stück „Hurt“ von Johnny Cash, mit dem das Album eröffnet.

Die Balance zwischen Trompete/Flügelhorn und Gitarre stimmt. Keiner der beiden Instrumentalisten versucht, den anderen zu übertreffen oder gar in den Hintergrund zu drängen. Vielmehr treten beide in einen intimen Dialog, gehen aufeinander zu, wechseln sich in der Rolle des Solisten und Begleiters ab, suchen und finden sich stets wieder. Die Musik ist ein ständiges, wechselseitiges Geben und Nehmen, bei dem es mal sanftere, mal dynamischere Sequenzen gibt, die jedoch alle harmonisch klingen.

Lyrisch Trompete und präzise Gitarre

Wülkers Trompetenspiel ist engelhaft schwebend, souverän, kultiviert und noch im schnellsten Tempo ungepresst. Im Stück „He Who Counts The Stars“, das mit elektronisch verfremdeten Klängen beginnt, lässt er die Töne schimmern wie ein Versprechen. Der Ton ist lupenrein, klar ohne jegliche Schnörkel. Die Kunst des Leisen. Des Feinen. Selten klang Jazz schlanker. Beim Titel „It Won’t Be Long“ scheint Wülker an einer Stelle mit schier endlosem Atem zu blasen. Eine Flut von Sechszehntel strömt aus seiner Trompete heraus, wobei er zeigt, welche Töne wichtig sind und welche eher figurativ. Doch jede einzelne dieser vorbeiflitzenden Noten ist deutlich zu hören.

Arne Jansen brilliert in diesen und anderen Songs als virtuoser Präzisionsspieler, der die Qualität des Anschlags und die Subtilität der Phrasierung und der harmonischen Veränderungen der Geschwindigkeit des Spielens oder der brachialen Lautstärke, der manche seiner Kollegen frönen, vorzieht.

Audiophile Klänge

Auch klanglich können Nils Wülker und Arne Jansen mit CLOSER punkten. Das Album, das Wülker in seinem eigenen Studio in München aufgenommen hat, wurde vom renommierten US-Produzenten und Toningenieur Jay Newland gemischt, der u.a. für seine Arbeit für Norah Jones und John Scofield bekannt ist. Vor allem Besitzer*innen hochwertiger Hifi-Anlagen dürften sich über den audiophilen Klang freuen.

Standardbild
Hans Kaltwasser
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