In einem Klima des gesellschaftlichen Auseinanderdriftens erlebt der Begriff der Empathie eine Renaissance. Gilt die Fähigkeit zum Mitfühlen dabei einerseits als zentrales Mittel im Kampf gegen die Wut auf das vermeintlich Andere, wird in ihr andererseits die Gefahr einer sentimentalen Depolitisierung der Verhältnisse gesehen. Empathie und ihr Potenzial in Bezug auf künstlerische, technologische, politische und ökologische Fragestellungen werden auch in der Fortsetzung der bereits im vergangenen Jahres gestarteten Programmreihe New Empathies beleuchtet.
„Pas de deux“, des Solistenensemble Kaleidoskop
lädt zum ersten Teil der neuen Reihe ein. Die Choreografin Milla Koistinen und der Musiker Paul Valikoski setzen sich mit Begegnung, Trennung, Vereinigung und deren Ende, Harmonie und Verneinung auseinander.
Die Künstler*innen interagieren miteinander zwischen Objekten und Klängen, eine markante Choreografie spannt den Bogen zwischen individualistischem Nachsinnen und Momenten des gemeinsam Erlebten. Eine Einladung, um über die Neuerfindung des Lebens und der Liebe nachzudenken.
New Empathies: 7 – Performance von Radouan Mriziga
Jede Zeit bringt ihre Weltwunder hervor: Wunder, mit denen die jeweilige Vorstellung von Unmöglichkeit mit einer Konstruktion überwunden wird, die größer und imposanter ist, als es die Welt bislang gesehen hat. Diese architektonische und künstlerische Tour de Force ist Sinnbild für den Sieg des Menschen über physikalische Grenzen und Naturgesetze. Aber ist es nicht gerade der menschliche Körper, der diese imposanten Werke entwickelt hat und noch wunderbarer erscheinen lässt? In welchem Verhältnis steht der Körper zu den Architekturmonumenten unserer Umgebung und wie würden diese sich verändern, wenn wir anfingen, sie wieder vom Körper her zu denken?
André Uerbas Performance Burn Time
Ganz allmählich, nacheinander – oder manchmal auch zur gleichen Zeit – werden in André Uerbas Choreografie zarte Fäden entzündet: In Zeitlupe entsteht auf diese Weise ein Raum, der sich durch die brennenden Fäden verändert und verblasst und in der Dunkelheit eine starke suggestive Kraft entfaltet. Die Ruhe des Raumes, das allmähliche Aufsteigen der Lichtpunkte und die sanften Bewegungen der Performer*innen verlangsamen unsere Wahrnehmung der Zeit.
What’s That Noise?
Fragt die Künstlerin Sandhya Daemgen und lädt zu einer atmosphärischen Listening Party ein, die mit Live-Musik, Geschichten und Aufnahmen Künstlerinnen und Musikerinnen der Vergangenheit würdigt, die musikalische und gesellschaftliche Grenzen überschritten haben.
Die Veranstaltungen finden von Freitag, 24. 01. bis Sonntag, 26. 01. 2020 im Radialsystem statt. Mehr Informationen zum Programm und Tickets unter www.radialsystem.de