Der Film VERBRANNTE ERDE von Thomas Arslan ist nach „Im Schatten“ aus dem Jahre 2010 der zweite Teil einer geplanten Trilogie, in deren Mittelpunkt der Großstadtgangster Trojan (Mišel Matičević) steht. Nach einem geplatzten Deal im Ruhrgebiet kehrt Trojan nach Berlin zurück, aus dem er zwölf Jahre zuvor geflohen ist. Er ist pleite, braucht dringend einen Job, eine letzte große Chance, auf die er so lange gehofft hat, und die alles verändern soll.
Trojan (Mišel Matičević)
© Reinhold Vorschneider / Schramm Film
Doch während Trojans Instinkte, Reflexe, chronisches Misstrauen und Vorsicht dieselben geblieben sind, hat sich seine Branche verändert. Es ist schwierig geworden, Diebesgut zu verkaufen, die alten Kontakte sind abgerissen oder haben sich ins bürgerliche Leben zurückgezogen, wie der ehemalige Drogendealer Can. Immerhin vermittelt Can ihn an die Vermögensberaterin Rebecca (Marie-Lou Sellem), die einen Kunstraub plant. Hierfür hat sie bereits ein Team rekrutiert, zu dem neben Trojans altem Freund Luca (Tim Seyfi) der Hacker Chris (Bilge Bingül) und Diana (Marie Leuenberger) gehören, die das Fluchtauto fahren soll.
© Reinhold Vorschneider / Schramm Film
Diese Viererbande soll ein kleinformatiges Gemälde von Caspar David Friedrich aus einem Berliner Museum stehlen, in dem es zwischengelagert ist, bevor es von hier in Kürze zur Ausstellung versandt werden soll. Die Zeit drängt. Der Coup gelingt, doch dann tauchen unerwartet Schwierigkeiten auf. Der Auftraggeber will das gestohlene Gemälde nicht bezahlen und schickt stattdessen den kaltblütigen Killer Viktor, der sich an die Fersen der Diebesbande heftet, um ihr die millionenschwere Beute abzujagen. Wird es Trojan und seinem Team gelingen, Viktor abzuschütteln und das wertvolle Gemälde anderweitig zu verkaufen?
Der Treibstoff für die Konflikte in VERBRANNTE ERDE ist eine von grenzenloser Gier genährte Unehrlichkeit. Trojan begegnet ihr bereits in der Eröffnungssequenz des Films, in der ihn sein Kontaktmann um seinen Lohn prellen will. Alle Protagonisten wissen nur zu gut, wie sie ihren Job zu erledigen haben. Kein Rückschlag oder Problem wird jemals dadurch verursacht, dass jemand seine Arbeit schlecht macht.
Daraus schöpft der Film seine Inspiration für ein düsteres Weltbild, in dem es keinen Raum für Gefühle gibt. Jeder tut nur das, was er für richtig hält: Befehle befolgen, Aufträge erfüllen, den kürzestes Weg zum großen Geld finden. Um diese gefühllose Stimmung zu vermitteln, nutzt Arslan als Schauplatz der Geschichte ein morbides Berlin, das wie ein menschenleeres Gemenge aus Glas-Stahl-Bauprojekten, trostlosen Straßen, Bahnhöfen, seelenlosen Ketten-Hotels mit düsteren, kargen Zimmern anmutet, in denen die Gangster ihren Geschäften nachgehen und die meiste Zeit verbringen.
VERBRANNTE ERDE ist ein toller Gangsterfilm, der durch seine unaufdringliche, minimalistische und doch spannende Erzählweise besticht und ohne künstlich aufgeblasenes Action-Spektakel auskommt. In seiner Machart wirkt er ein wenig wie eine Hommage an Jean-Pierre Melvilles Der Eiskalte Engel mit Alain Delon in der Hauptrolle eines stoischen Auftragskillers, der ebenso wortkarg ist wie Mišel Matičević in diesem Film.