Mit ihrem Video-Kanal RackaRacka haben sich die australischen Zwillingsbrüder Michael und Danny Philippou eine riesige Fangemeinde aufgebaut. Knapp sieben Millionen Follower sahen ihre albernen Videos wie „Real Life Mortal Kombat Fatalaties“ und „Ronald McDonald Playground Slaughter“. Ihr Debüt-Spielfilm TALK TO ME, der heute in die Kinos kommt, ist ein grandioser und für Youtuber erstaunlich professionell gemachter Gruselfilm.
Gleich in der spannenden Eröffnungsszene wird deutlich, was den Zuschauer erwartet. In einer langen Kamerafahrt sieht man einen jungen Mann auf einer Party, der auf der Suche nach seinem jüngeren Bruder ist. Er findet ihn schließlich in einem Zimmer blutverschmiert und mit leeren Augen auf eine Wand starrend. Die Handys der Partymeute gehen hoch. Da ersticht der Jüngere seinen Bruder und dann sich selbst.
Im Mittelpunkt der Handlung steht eine junge Frau, Mia (Sophie Wilde). Ihre Mutter ist zwei Jahre zuvor nach einer Überdosis Tabletten gestorben. War es ein Unfall, wie alle versichern? War es Selbstmord? Welche Rolle spielte Mias Vater Max (Marcus Johnson), der sich strikt weigert, über das Geschehen zu sprechen. Mia ist mit Jade (Alexandra Jensen) eng befreundet, die mit ihrer toughen Mutter Sue (Miranda Otto) und ihrem kleinen Bruder Riley (Joe Bird) in der Nachbarschaft wohnt. Mia ist oft bei Jade, die ihr hilft, über ihre Trauer und Einsamkeit hinwegzukommen. Dass Jade jetzt mit Mias ehemaligem Freund zusammen ist, belastet die Beziehung der beiden Mädchen nicht.
Unter den jungen Leuten in der öden Vorstadt machen Gerüchte über ein schräges Partyspiel die Runde, das die Tür zum Jenseits öffnet. In den sozialen Medien kursieren angeblich Videos, die die Authentizität dokumentieren sollen. Dabei geht es um ein grausiges, okkultes Artefakt, eine einbalsamierte, angeblich echte abgehackte Hand. Jedem, der diese Hand ergreift und auffordert mit ihm zu sprechen, erscheinen die Geister von Verstorbenen. Bittet man sie herein, dringen sie in das Bewusstsein ein. Doch wehe, man lässt sie länger als 90 Sekunden dort verweilen, dann ergreift die Geister für immer Besitz von einem.
Mia, Jade und Riley gehen zu einer Party, auf der jemand die mit einem Fluch belegte Hand herausholt und Mia auffordert, das Objekt anzufassen. Mia hat zunächst Angst, überwindet sich schließlich und lässt sich auf das parapsychologische Spiel ein. Das Ergebnis schockiert sie, macht sie aber auch neugierig, so dass sie mit ihrer Freundin an mehreren Séancen teilnimmt. In einer schrecklichen Nacht glaubt Mia in einem der Geister, die in sie eingedrungen sind, ihre verstorbene Mutter zu erkennen, die offenbar etwas über die Umstände ihres Todes sagen will. Mia bettelt verzweifeln darum, mehr zu erfahren. Dabei überschreitet sie das Zeitlimit und die Dinge geraten aus dem Ruder mit fürchterlichen Folgen.
TALK TO ME ist ausgeflippt, gruselig und auf eine merkwürdige Weise komisch. Die Partyszenen, in denen die Jugendlichen von den Geistern heimgesucht werden, zeigen verstörende Bilder. Gleichzeitig hat der Film etwas von einer kiffenden Teenie-Komödie. Wie die Flatliner in Joel Schumachers gleichnamigen Film sind diese jungen Menschen immer auf den ultimativen Kick einer mit Vergnügen gepaarten Gefahr aus, aber gleichzeitig unbelastet von jedweden Bedenken. Und als die Dinge schieflaufen, haben sie mehr Angst vor der Polizei und ihren wütenden Eltern als vor den grässlichen Geistern.
Die spannende Frage, die sich nach diesem hervorragenden und sehr unterhaltsamen Film stellt, ist: Werden die Philippou-Brüder in ihrem zweiten Spielfilm die andere Hand für einen gruseligen Doppelgriff entdeckten, der die Kehlen der Zuschauer erneut zuschnürt?