Auf dem Grund des Ångermanland-Flusses in Lunde, einem kleinen Ort in Schweden, sind Meereskartografen unterwegs. Dabei stoßen sie auf die Überreste der Sandö-Brücke, die 1939 aus heiterem Himmel zusammengebrochen ins Meer stürzte und zahlreiche Menschen in den Tod riss. Als die Taucher in der Nähe der Trümmer ein Skelett finden, vermuten sie sofort, dass es sich um ein nicht geborgenes Unglücksopfer handelt. Ein zunächst zäher Identifikationsprozess beginnt. Glücklicherweise sind die Zähne des Opfers erhalten und die Gerichtsmedizinerin findet in den Skelettknochen Genmaterial. Es stellt sich heraus, dass die Leiche jünger ist und mit einem Genickschuss getötet wurde. Doch wer ist der junge Mann, der in den 1970er-Jahren hier in Lunde zu Tode gekommen ist?
Eira Sjödin, die wegen ihrer Schwangerschaft nahezu ausschließlich im Innendienst beschäftigt ist, übernimmt mit ihren Kollegen*innen den Fall. Es ist nicht so, dass Eira nicht auch noch privat einige Probleme hätte. Ihre Schwangerschaft, bei der sie nicht sicher ist, wer der Vater ihres Kindes ist, ihr Bruder Magnus, der wegen seines falschen Geständnisses in Haft sitzt, und ihre demente Mutter Kerstin, die gut versorgt in einem Seniorenheim lebt.
Wie die weiteren Recherchen ergeben, kannte Kerstin einige amerikanische Deserteure. Und einen davon sehr gut. Handelte es sich dabei um den Ermordeten? Doch das Erinnerungsvermögen der Mutter kehrt auch durch Fotos nur lückenhaft zurück.
Schließlich ist der Fall verjährt und Drogenkriminalität und die verschwundene Lina lassen die schwangere Eire nicht zur Ruhe kommen. Dabei liegt die Wahrheit ganz nah in ihrer Nachbarschaft …
Auch in ihrem dritten Band „Nebelblau“ der Reihe um die kluge Ermittlerin Eire wird die Gegenwart düster von der Vergangenheit beeinflusst. Um dies deutlich zu machen, tauchen die Leser*innen abwechselnd in jede dieser Zeiten ein und können so miterleben, welche Zusammenhänge zwischen den Deserteuren bestehen, die vor der Hölle des Vietnamkriegs ins verschlafene Lunde geflohen sind. Doch auch dort konnte einer von ihnen einem zu frühen Tod nicht entrinnen.
Mittendrin versucht Eire nicht nur mit ihrem Leben klar zu kommen, sondern auch ihrer Aufgabe als Polizistin gerecht zu werden. Wie auch die vorherigen Romane lohnt es sich sehr „Nebelblau“zu lesen.
Nebelblau
Tove Alsterdal
Übersetzt von: Hanna Granz
Verlag: Rowohlt Taschenbuch
Erscheinungstermin: 18.07.2023
ISBN: 978-3-499-00782-8