Nebel im August – Filmtipp

Anfang der 1940er Jahre in Süddeutschland – der 13-jährige Ernst Lossa (Ivo Pietzcker) wird vom Anstaltsleiter Dr.Veithausen (Sebastian Koch) befragt. Nachdem er einige Zeit in einem Erziehungsheim war und sich dort trotzdem als „nicht erziehbar“ erwies, soll er nun in der Nervenheilanstalt aufgenommen werden. Doch Ernst will sich nicht in damit zufrieden geben. Er gehöre nicht hierher, versichert er trotzig und hofft, dass sein Vater ihn bald abholen und sein Aufenthalt zwischen all den psychisch kranken und geistig behinderten Menschen damit beendet wird.
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Doch der Vater hat keinen festen Wohnsitz und darf seinen Sohn nicht mitnehmen. Der aufgeweckte Ernst macht sich schnell nützlich und hilft auf der Kinderstation der erfahrenen Krankenschwester Sophia (Fritzi Haberlandt). Er erfährt dabei, dass Kinder, ohne ernsthaft erkrankt zu sein, plötzlich versterben. Gemeinsam mit Sophia versteckt er eine kleine Patientin, die von der Klinikleitung zur Euthanasie freigegeben werden soll.
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Als ein weiterer Patient stirbt und Dr. Veithausen salbungsvolle Worte bei der Beerdigung findet, schreit Lasso „Mörder“. Nun ist auch sein Leben in Gefahr, denn der Anstaltsleiter hat jetzt die alleinige Aufgabe, die „Euthanasiefälle“ in seinem Haus direkt auszusuchen. Ernst ist ihm ein Dorn im Auge, da der intelligente und rebellische Junge seine Machenschaften durchschaut hat. Der ehrgeizige Mediziner entwickelt in seiner Anstalt eine „Entzugskost“. Gemüse wird hierzu mehrmals aufgekocht, sodass sämtliche Nährstoffe und Vitamine verkocht sind und auch keine Kalorien enthalten. Damit wurden die Patienten gefüttert und mussten zwangsläufig verhungern. Eine besonders zynische Form der „Euthanasie“.

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Kleinen Kindern wurde Himbeersaft mit Barbituraten verabreicht, um sie zu töten.

Ernst will mit seiner Freundin Nandle fliehen, doch ein Bombenangriff verletzt Nandle. Sie möchte, dass Ernst alleine versucht zu flüchten. Doch dessen Schicksal ist längst besiegelt. Er soll „euthanisiert“ werden.

 

NEBEL IM AUGUST ist ein bewegendes Drama, das eindrucksvoll die schrecklichen Geschehnisse während der NS-Zeit und gleichzeitig die authentische Geschichte von Ernst Lossa erzählt. Zwischen 1939 und 1944 wurden in Folge des Euthanasie- Programms in den deutschen Nervenkliniken mehr als 200.000 Menschen ermordet. NEBEL IM AUGUST entstand nach dem wahren Schicksal des 13-jährigen Jungen, der als „asozial“ eingestuft in einem bayerischen Klinikum eingesperrt und 1944 dort umgebracht wurde.

Der Film trägt dazu bei, dass ein weiteres Kapitel, die systematische Vernichtung von behinderten Menschen in der NS-Zeit und damit ein besonders grausamer Teil der Geschichte Deutschlands, nicht vergessen wird. Der Regisseur hat es verstanden, diese Geschichte so umzusetzen, dass dieser Horror sichtbar wird und wie die einzelnen Verhaltensweisen der beteiligten Menschen, ihre Handlungsalternativen und Entscheidungen dazu geführt haben, dass unschuldige Menschen sterben mussten.

Zu dem hochkarätigen Cast gehören neben Ivo Pietzcker („Jack“) als Ernst Lossa, Sebastian Koch („Das Leben der Anderen“), Thomas Schubert („Atmen“), Fritzi Haberlandt („Die Libelle und das Nashorn“), Henriette Confurius („Die geliebten Schwestern“), Branko Samarovski („Das weiße Band“), David Bennent („Michael Kohlhaas“, „Die Blechtrommel“), Jule Hermann („Till Eulenspiegel“) und Karl Markovics („Die Fälscher“).

Ein wichtiger, berührender Film, der einen wertvollen Beitrag zu unserer Erinnerungskultur leistet und auch deswegen unbedingt empfehlenswert ist.

NEBEL IM AUGUST

Drama
FSK 12

DARSTELLER

Sebastian Koch, Fritzi Haberlandt, Henriette Confurius, David Bennent, Karl Markovics sowie Ivo Pietzcker als Ernst Lossa,

STAB

Regie: Kai Wessel
Drehbuch: Holger Karsten Schmidt
Kamera: Hagen Bogdanski
Produktion: Ulrich Limmer

Alle Fotos (c) Studiocanal

Ingrid
Ingrid

Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen.
Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.

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