Nachbarn von Madeleine Prahs

Zumeist bleibt ein Menschenleben von besonderen historischen Ereignissen verschont.  Anders sieht es da bei Hans, Hanna, Matthias, Anne –  ihrer Tochter Marie und Karl Fritzsche aus. Dort quert ein ganz besonderes Ereignis mit umwälzenden Folgen ihr Leben – der Fall der Mauer – im November genau 25 Jahre her.

Die Mauer trennte Nachbarn, Freunde und Verwandte und machte sie nahezu unerreichbar. Doch als sie dann endlich fiel, waren viele Freundschaften und Nachbarschaftsverhältnisse von einst längst verblasst.

Hanna, Hans und Matthias kennen sich seit ihrem Studium, Hans ist Kunsthistoriker, Matthias Architekt und Hanna Bibliothekarin. Gemeinsam ist den beiden Männern, dass sie sich in Hanna verliebt haben. Doch nur Hans ist erfolgreich, sein Charme und seine Fähigkeit, Menschen für sich einzunehmen, siegen auch hier. Doch die Beziehung scheitert, denn Hans will mehr von seinem Leben, als in Ostberlin Kunstgeschichte zu lehren. Nach einem Besuch in Rom kehrt er nicht zurück, nun trennt die Mauer Hans von beiden.
Schon als Kind sehnt sich Anne, in den Westen, zu ihrem Vater, doch ist es mehr als eine Spiegelung ihres Traums, als sie nach Westberlin flüchtet, und glaubt ihn endlich zu sehen? Anne gelingt es nicht, mit ihm zusammen zukommen.
Nun ist sie erwachsen und hat selbst eine Tochter – Marie. Als Altenpflegerin betreut sie auch den Rentner Karl Fritzsche, der nach dem Tod seiner Frau nichts mehr so richtig auf die Beine gebracht hat. Jetzt, wo die Nachbarn im Westen zu erreichen sind, die Mauer gefallen ist, kann er sich nicht mehr richtig daran freuen und resigniert – doch eins weiß er mit Sicherheit, in ein Altenheim kriegt ihn keiner. Dann lernt er die kleine Marie kennen, die einige Nachmittage bei ihm verbringt, und etwas verändert sich – auch für die kleine Marie.

Hanna weiß, dass man über sie in ihrer neuen Heimat im Westen spricht – sie ist immer noch schön und lebt alleine, Grund genug für Spekulationen. Auch Matthias will, nach dem plötzlichen Auftauchen seines ehemaligen Freundes Hans, seinen Heimatort verlassen. Der Besuch bei Matthias hat auch bei  Hans  Spuren hinterlassen, insbesondere die Worte  – man hat immer eine Wahl – wollen ihm nicht mehr aus dem Kopf.

Ein brillanter Debütroman, in dem es der Autorin mühelos gelingt, aufmerksames Interesse für die verschiedenen Figuren mit ihren Lebensverläufen  und all ihren Wünschen, Sehnsüchten, Trennungen und Enttäuschungen zu wecken.  Diese manchmal auch tragikkomischen Geschichten bieten eine sehr unterhaltsame Möglichkeit, sich mit einem wichtigen Thema in der Geschichte Deutschlands auseinanderzusetzen. Sehr empfehlenswert!

Nachbarn
Roman
Madeleine Prahs

Originalausgabe
352 Seiten
ISBN 978-3-423-28036-5
September 2014

Verlag: dtv
Madeleine Prahs, geboren 1980 in Karl-Marx-Stadt, ist dort und am Ammersee aufgewachsen. Sie studierte Germanistik und Kunstgeschichte in München und Sankt Petersburg. Während der Arbeit an ›Nachbarn‹, ihrem ersten Roman, erhielt sie mehrere Auszeichnungen und Förderungen, u.a. Werkstatt-Stipendien des Literarischen Colloquiums Berlin und der Jürgen-Ponto-Stiftung. Sie lebt und arbeitet in Leipzig.

Lesetermine:

Hamburg, Dienstag, 16. September 2014
Lesung mit Madeleine Prahs
»Nachbarn «
Zeit: 19:00 Uhr
Ort: Nochtspeicher
Bernhard-Nocht-Straße 69
Debütantensalon im Rahmen des Harbourfront Festivals mit Verena Güntner & Madeleine Prahs
Moderation: Jürgen Deppe (NDR)

Leipzig, Mittwoch, 17. September 2014
Lesung mit Madeleine Prahs »Nachbarn «
Zeit: 19:30 Uhr
Ort: Literaturhaus Leipzig – Literaturcafé
Gerichtsweg 28

Marion Brasch und Madeleine Prahs »Unterwegs«
Eintritt: 4 €/3 €

Pfaffenhofen a.d. Ilm , Freitag, 26. September 2014
Lesung mit Madeleine Prahs »Nachbarn «
Zeit: 19:30 Uhr
Ort: Kulturhalle
Ambergerweg

Im Rahmen des Wettbewerbs um den Hollertauer Debütpreis 2014
Eintritt: 6€ (für Schüler und Studenten ermäßigt 3€)
Karten im VVK ab Mitte August.

Berlin-Charlottenburg, Donnerstag, 23. Oktober 2014
Lesung mit Madeleine Prahs Madeleine  »Nachbarn «
Ort: Buchhändlerkeller
Carmerstr.1

Ingrid
Ingrid

Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen.
Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.

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