Mohsin Hamid – Der letzte weiße Mann

Anders wacht eines Morgens auf und ist optisch ein anderer geworden. Seine Hautfarbe hat sich verändert: Er ist nicht mehr weiß, sondern tiefbraun. Wie konnte das passieren? Verunsichert wagt er sich nicht mehr aus dem Haus und meldet sich auf seiner Arbeitsstelle krank. Er benachrichtigt auch Oona, die er mag und mit der er manchmal Sex hat. Irgendwann wagt er sich wieder hinaus in die Welt und zur Arbeit. Immer mehr Menschen sind betroffen und langsam ändert sich das Bild, kaum jemand ist noch weiß. Wer weiß ist, gehört nun einer Minderheit an.

Doch die Menschen werden unruhig und viele verlassen ihr Zuhause nur noch selten. Sie befürchten, in die bürgerkriegsähnlichen Zustände in der Stadt hineingezogen zu werden. Anders‘ Vater hat sich nach einiger Zeit daran gewöhnt, dass sein Sohn Anders, nun anders aussieht. Doch er hat andere Sorgen. Seine Krankheit, an der er wohl bald sterben wird, macht ihn zugänglicher und seinem Sohn zugewandter. Oona hat nun auch eine braune Hautfarbe und sie und Anders sind ein richtiges Liebespaar geworden. Dann stirbt Anders’ Vater und mit ihm der letzte weiße Mann. Kaum jemand kann sich daran erinnern, wie es war, einmal weiß gewesen zu sein.

Nur 160 Seiten umfasst das Buch des Autors Mohsin Hamid, der darin sehr eindrucksvoll beschreibt, dass es nicht von der Hautfarbe abhängt, einen anderen Menschen zu sehen. Mehr noch, wir erkennen uns im anderen, weil wir Menschen sind, egal welche Hautfarbe wir haben. Doch wir sehen auch das Fremde im anderen. Und wir werden während unseres Lebens „immer von Erfahrungen des absolut Anderen überrascht werden“, sagt der Sozialphilosoph Emmanuel Levinas. Nur durch Nähe und Akzeptanz sind Miteinander und Freiheit möglich.
Mohsin Hamid gelingt es zu vermitteln, wie absurd es deshalb ist, sich auf die Hautfarbe zu fokussieren, wie überflüssig, borniert und grausam Rassismus ist.

Mohsin Hamid
Der letzte weiße Mann

Eine Geschichte vom Ende des Rassismus

Originaltitel: The Last White Man
Erscheinungstag: 16.08.2022
ISBN 978-3-8321-8252-6
Verlag: Dumont

Mohsin Hamid ist Keynote-Speaker der Eröffnungspressekonferenz

Der Schriftsteller Mohsin Hamid ist einer der Keynote-Speaker auf der Eröffnungspressekonferenz der Frankfurter Buchmesse (Dienstag, 18. Oktober 2022, 11.00 Uhr im Frankfurt Pavilion auf dem Messegelände).

„Zur Eröffnungspressekonferenz der Frankfurter Buchmesse laden wir Autor*innen ein, die in ihren Büchern drängende gesellschaftliche Themen adressieren. In den vergangenen Jahren haben Nobelpreisgewinnerin Olga Tokarczuk und Francis Gurry, der Director General der WIPO – World Intellectual Property Organization (2019), Chimamanda Ngozi Adichie (2018) und Salman Rushdie (2015) hier ihre sehr persönliche Sicht auf aktuelle Fragen dargelegt. Sie haben Denkanstöße gegeben und unseren Blick geweitet“, sagt Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse.

„Mohsin Hamid erweist sich in seinem neuen Buch einmal mehr als großer Erzähler, der die wunden Punkte unserer Zeit in den Blick nimmt und sie so lange ausleuchtet, bis neue Erkenntnisse möglich sind. Ich freue mich, dass wir mit Mohsin Hamid eine der interessantesten Stimmen der Gegenwartsliteratur zu Gast haben werden“, führt er aus.

Mohsin Hamid, geboren in Lahore, Pakistan, studierte Jura in Harvard und Literatur in Princeton. Heute lebt er mit seiner Familie in Lahore und London. Seine Romane wurden in über 30 Sprachen übersetzt. Der Fundamentalist, der keiner sein wollte (2007) wurde von Mira Nair verfilmt. Bei DuMont erschienen zuletzt die Romane So wirst du stinkreich im boomenden Asien (2013) und Exit West (2017) sowie der Essayband Es war einmal in einem anderen Leben (2016). Mit Der Fundamentalist, der keiner sein wollte und Exit West stand Mohsin Hamid auf der Shortlist des Man-Booker-Preises.

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Ingrid
Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen. Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.
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