Ob Gitarre oder Geige, ihren Klang verdanken beide dem virtuosen Spiel, dem Resonanzkörper und den Instrumentensaiten. Nun testet ein Forschungsprojekt an der Bauhaus-Universität Weimar derzeit die Entwicklung völlig neuartiger Musikinstrumentensaiten. Bei der neuartigen Saite werden Schwingungen direkt in ein elektrisches Signal umgewandelt. Damit wird sie zu ihrem eigenen Tonabnehmer und ist in ihrer ganzen Länge ein Mikrofon für Schwingungen und Berührungen.
Verantwortlich dafür ist eine spezielle Funktionsschicht aus einem Polymer, das sogenannte piezoelektrische Eigenschaften hat und in die Saite integriert wird. Piezoelektrizität ist ein Phänomen, bei dem elektrische Spannung entsteht, wenn der Druck auf das Material verändert wird. Wenn die Saite gespielt wird, entsteht im oszillierenden Wechsel der Schwingungen eine mechanische Spannung, die es ermöglicht, ein klares Signal des jeweiligen Tons zu erhalten.
»Das Spielen von Musikinstrumenten ist eine hochkomplexe Interaktion zwischen Mensch und Apparatur«, erklärt Martin Hesselmeier, Professor für »Interface Design« im Studiengang Medienkunst / Mediengestaltung. »Ein Instrument ist auch eine Art Interface, mit dem wir interagieren. Daher ist die Forschung an Musikinstrumentensaiten für die Professur eine besonders spannende Aufgabe.«
Die Weimarer Forschungsgruppe ist international gut vernetzt; Wissenschaftler*innen namhaftener Institute in Princeton, San Diego, Seoul, Lyon, London und Linz beteiligen sich am Projekt. In den kommenden zwei Jahren sollen die Saiten zur Marktreife gebracht werden. Dann werden sie in verschiedene Instrumente integriert und wissenschaftlich untersucht.
Das Projekt wird im Rahmen der Förderlinie »Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM)« des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz unterstützt und durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert.
Weitere Informationen: https://www.uni-weimar.de/piezosaite