Nicht immer ist Musikern von Supergroups, wenn sie auf Solopfaden wandeln, der gleiche Erfolg vergönnt, der ihnen als Mitglied ihrer Band gewiss war. Man sollte meinen, dass die meisten Musiker sich glücklich schätzen dürften, den Rolling Stones anzugehören. Nicht so Mick Jagger. 1987 brachte der Stones-Boss sein Soloalbum „Primitive Cool“ heraus, konnte jedoch nicht annähernd an seine Erfolge mit den Rolling Stones anknüpfen. Auch „Barcelona“, das der Queens-Leadsänger Freddie Mercury 1988 gemeinsam mit der spanischen Opernsängerin Montserra Caballé eingespielt hatte, floppte, obwohl Queen zu den weltweit bekanntesten und kommerziell erfolgreichsten britischen Rockbands zählte.
THE MECHANICS: Ein erfolgreiches Soloprojekt
Doch es gibt auch Gegenbeispiele, wie das von dem Genesis-Gitarristen Mike Rutherford 1985 initiierte Soloprojekt MIKE + THE MECHANICS zeigt, das mittlerweile länger als „Genesis“ besteht und von Beginn an kommerziell sehr erfolgreich war. Kann man angesichts der Langlebigkeit der Band überhaupt noch von einem Projekt sprechen?
Am 07. April kommt ihr neues, achtes Album LET ME FLY heraus.
Neue Besetzung der Mike + MECHANICS überzeugt
Mit der Verpflichtung des kanadischen Musikdarstellers Tim Howar (Gesang) und dem britischen Soulsänger Andrew Roachford (Gesang und Keyboard) hat Mike Rutherford eine glückliche Hand bewiesen. Beide Musiker machen den Verlust, den der Genesis-Gitarrist durch den viel zu frühen Tod von Paul Young im Jahre 2000 und den kürzlichen Fortgang von Paul Carrack erlitten hatte, mühelos wett.
Jenseits des häufig wechselnden Line-up der Band hat das Musikverständnis von Mike Rutherford Sound und Songs der Band von jeher geprägt, die irgendwo zwischen Pop und Rock der 80ziger Jahre verwurzelt ist. Nostalgisch ja, doch ohne jeglichen Kitsch. Auch LET ME FLY zeigt die für die Band typische musikalische DNA: Ordentlich durchdachte, sorgfältig produzierte Songs, schöne, ausgefeilte Melodienbögen, griffige Keyboardlinien, eingängige Refrains, wohl dosierter Gitarreneinsatz. Alles ohne viel Ecken und Kanten, Musik, die wenig Raum für solistische Alleingänge lässt, aber sofort ins Ohr und Herz geht. Mike Rutherford spielt seine dezent-markanten Riffs mit charmanter Gelassenheit und viel Gefühl für Rhythmik und das richtige Timing. Schlagzeuger Gary Wallis überzeugt mit wuchtigem, treibenden Spiel, das manche Songs davor bewahrt, in allzu unverbindliche Popleichtigkeit zu verfallen. Der Kanadier Tim Howar singt mit tenoraler Wucht und Andrew Roachfords Keyboards und souliger Gesang sorgen für Gänsehaut pur: LET ME FLY – das ist feinster, zeitloser und tanzbarer Pop-Rock mit einem Schuss Genesis auf höchstem Niveau und ohne Verfallsdatum.
Exzellentes Songwriting
Der vielleicht stärkste Song des Albums ist gleich der titelgebende Opener LET ME FLY, ein Lied über Eskapismus, den Wunsch, den drückenden Zwängen des Alltags und der gesellschaftlichen Entfremdung zu entfliehen. Doch auch der subtile Groove von THE BEST IS YET TO COME, der sich in einer signifikanten Hookline auflöst und die qualvolle One-Night-Stand-Beichte DON’T KNOW WHAT CAME OVER ME, bei der sich lyrische Intention mit einer prächtigen Melodie perfekt vereinen, sind tolle Songs, die dafür sorgen dürften, Kritiker und Fans nach der verhaltenen Akzeptanz, die das letzte Studioalbum THE ROAD (2011) gefunden hatte, jetzt wieder versöhnlicher zu stimmen.
Mike + The Mechanics
Let Me Fly
VÖ: 07.04.2017
Label: BMG Rights Management
Formate: CD / Digital / Vinyl
Mike + The Mechanics – Let Me Fly Tour 2017
07.09. Dresden, Schlachthof
17.09. München, Muffathalle
18.09. Mainz, Halle 45
20.09. Essen, Lichtburg
21.09. Berlin, Columbiahalle
22.09. Leipzig, Haus Auensee
24.09. Köln, Gloria
25.09. Mannheim, Rosengarten
26.09. Stuttgart, Theaterhaus
28.09. Hannover, Theater am Aegi
29.09. Hamburg, Laeiszhalle
30.09. Magdeburg, Stadthalle
Foto: Patrick Balls