Bauhaus-Architektur überall? Nein, natürlich nicht, doch kann man sie auch dort bewundern, wo man es nicht erwartet. So zum Beispiel die geplante Krupp-Firmenzentrale in Essen, das sozialistische Volkshaus in Aachen und avantgardistische Bauideen in Krefeld. Die Bauten sind so spektakulär wie unbekannt. Mit der Ausstellungsreihe „Mies im Westen“ wird sich das ändern.
Sie ist eine Koproduktion des Museums für Architektur und Ingenieurkunst NRW, der TH Köln, der TH Mittelhessen und der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft.
In Aachen hat Mies van der Rohe früheste bauliche Spuren hinterlassen: Als Mitarbeiter von Albert Schneiders war er maßgeblich beteiligt am Bau des sozialistischen Volkshauses „Zur Neuen Welt“ aus dem Jahr 1905. Das Gebäude mit Gaststätte und Mietwohnungen trägt an der Fassade unter anderem bis heute den in Stein gemeißelten Schriftzug „Zur Neuen Welt“, in dem die Handschrift von Mies erkennbar ist. Es ist ein eindrucksvolles Zeugnis seiner Ausbildungszeit. Für seiner Heimatstadt entwarf Mies 1968 auch sein letztes Projekt, die nicht realisierte Firmenzentrale für die VEGLA Vereinigten Glaswerke. In der Aachener Teilausstellung wird daher der Lebensweg des Architekten deutlich, der sich vom katholischen Handwerkersohn aus dem Rheinland über Stationen in Berlin und Chicago zu einem der bekanntesten Baumeister des 20. Jahrhunderts entwickelte.
Krefeld nimmt im Werk von Mies eine besondere Stellung ein, profitierte er doch rund elf Jahre von den guten Beziehungen zum Krefelder Seidenfabrikanten Hermann Lange und anderen wichtigen Personen der Textilindustrie. Mies erarbeitete sich in diesem Umfeld mit avantgardistischen Idee sowie neuen konstruktiven Lösungen und Ausdrucksformen einen ersten Karrierehöhepunkt. Die Projekte zeigen eine spannungsvolle Beziehung: von den Stahl-Mauerwerk-Konstrukten von Haus Lange und Esters über den funktionalistischen, verkleideten Stahlskelettbau der Verseidag bis hin zum Zusammenspiel von Wandscheiben und verchromten Kreuzstützen wie im Haus für Ulrich Lange.
Von groß nach klein: In der Essener Teilausstellung werden mit Haus Henke von 1930 und der Krupp-Zentrale von 1960 das kleinste und das größte Projekt in der Reihe „Mies im Westen“ präsentiert. Mit dem Anbau an Haus Henke setzte Mies seine Ideen vom neuen Wohnen um. Die Firma Krupp beauftragte ihn für ihre Konzernzentrale, hatte sich Mies doch mittlerweile zum weltweit gefragten Architekten entwickelt. Dieser Bau wurde aber nicht realisiert.
Ludwig Mies van der Rohe ist einer der bedeutendsten Architekten des 20. Jahrhunderts. Weltbekannt ist er durch seine Bauten wie die Neue Nationalgalerie (Berlin), das Illinois Institute of Technology (Chicago) oder das Seagram Building (New York). Zugleich ziehen sich aber die Verbundenheit mit seiner Heimat Aachen und seine Arbeit in NRW wie ein roter Faden durch sein Lebenswerk.
Architekturstudentinnen und -studenten der TH Köln, TH Mittelhessen und der Alanus Hochschule haben mit Prof. Dr. Daniel Lohmann und Prof. Norbert Hanenberg drei Ausstellungen entwickelt – vom Konzept über die Inhalte bis hin zur Ausstellungsarchitektur. Ein wichtiges Element des Projekts ist auch die Kommunikation von Architektur: die Auseinandersetzung der Studierenden mit Mies van der Rohe und die Vermittlung der Inhalte sowie der eigenen Arbeit in unterschiedlichen Medien.
Zusammengeführt werden die drei Ausstellungen in einer Präsentation im Landeshaus des Landschaftsverbands Rheinland in Köln von 11. Oktober bis 14. November 2019.
Mies im Westen: Aachen
Eröffnung: Samstag, 11. Mai, 19 Uhr
Neuer Aachener Kunstverein
Passstraße 29, 52070 Aachen
Öffnungszeiten: Di-So, 14 bis 18 Uhr
Mies im Westen: Krefeld
Eröffnung: Mittwoch, 15. Mai, 19 Uhr
Mies van der Rohe Business Park
Girmesgath 5, 47803 Krefeld
Öffnungszeiten: Di-Fr, 10 bis 18 Uhr; Sa/So, 12 bis 18 Uh
Mies im Westen: Essen
Eröffnung Mittwoch, 22. Mai, 19 Uhr
Neue Galerie der Volkshochschule Essen
Burgplatz 1, 45127 Essen
Öffnungszeiten: Mo-Fr, 9-21 Uhr; Sa, So und Feiertage geschlossen
Infos unter:
https://mai-nrw.de/ausstellungen-und-projekte/mies-im-westen/
Titelbild: HE-Gebäude der ehem. Verseidag in Krefeld (frontale Ansicht), heute Mies van der Rohe Business Park, Foto: © Daniel Lohmann.