Im Moment ist es ein Virus, das uns global verbindet, dabei aber keine Freude verbreitet, sondern Unbehagen, Angst, Schmerz und im schlimmsten Fall den Tod. Ganz anders zum Glück verhält es sich mit der Musik und besonders mit diesem Album. Wie ein Wind, der keine Grenzen kennt, so die Vision des Komponisten und Cellisten Matthieu Saglio, soll Musik über kulturelle und sprachliche Grenzen eine Verbindung zwischen den Menschen schaffen. Deshalb nannte er sein Album „El Camino De Los Vientos“ – Der Weg der Winde.
Der Melodiebogen spannt sich übers Mittelmeer und den Atlantik, verbindet Moscheen und Kathedralen, die afrikanische Steppe und versprüht einen Hauch von Indien.
Gleich der erste Song „L’appel du muezzin“ führt in eine andere Welt. Saglios einzigartiges Cellospiel ahmt den Ruf des Muezzins nach und lässt vor unseren Augen Minarette und Moscheen aufblitzen. Gleich darauf verwandelt ein Bolero die Bühne: „Bolero triste“ entführt den Hörer auf die Insel Kuba in die Stadt Malecón. Unweigerlich schließt man, getragen vom musikalischen Dreiergespräch zwischen Akkordeon (Vincent Peirani), Gitarre (Ricardo Esteve) und Cello, die Augen, um dem Rhythmus zu lauschen und ihm tanzend vielleicht sogar zu folgen.
Tief in die Griot-Kultur des Sahel entführt „Metit“ mit seinem tollen erdigen Groove des Multiinstrumentalisten Steve Shehan, umwinden sich der charismatische Gesang des Senegalesen Abdoulaye N’Diaye und die Cellolinien. Der Gesang der drei Söhne Matthieus komplettiert das Klangbild und lässt Traumbilder aufscheinen.
„Amanecer“ lässt die hellen Tropetentöne von Nils Petter Molværs Trompete hören, die sich die Melodie mit dem Cello teilen. Ein wahrer Sonnengesang. Hindustanische Klassik spüren die Hörer*innen auf „Atman“, die von der Stimme des Saglio-Bruders Camille filigran eingefangen wird.
Der Gitarrist Nguyên Lê zeigt sein ganzes Können auf dem Stück „Caravelle“ von Maurice Ravel, das er modifiziert und mit kreativen und schönen Gitarrenklängen und -riffs bereichert.
Seit fast 20 Jahren lebt Matthieu Saglio in der spanischen Metropole Valencia – dort begegnen sich Kulturen aus aller Welt. Kein Wunder, dass das Album genau diese Atmosphäre atmet. Saglio denkt und lebt in seinem Cellospiel und seinen kompositorischen Entwürfen immer mehrere Kulturen zusammen. Mit dem Trio NES schuf er an der Seite der Sängerin Nesrine Belmokh und des Perkussionisten David Gadea das Album „Ahlam“.
Zum Ende hin frischen die Winde nochmals auf und steigern sich zu einer brausenden Hommage an Saglios Wahlheimat Valencia. Da dürfen Rumba Gitana-Farben nicht fehlen, die auf „Tiempo para soñar“ in die sinnliche Altstimme von Isabel Julve und die jazzigen Bassläufe von Carles Benavent münden, um am Ende von den Cellosaiten eingefangen zu werden.
Das Stück „Las Cathédrales“ bildet den Schluß des Albums, das an hohe barocke Kathedralen erinnert und ein wunderbarer Abschluss für dieses Album ist.
Das Album ist ein brillant komponierter und gespielter Klangteppich, der zu einer weltweiten musikalischen Reise einlädt. Zugleich ist es ein Statement für Offenheit anderen Kulturen gegenüber ohne musikalische und religiöse Barrieren.
1.L’appel du muezzin ( Matthieu Saglio)
2.Bolero triste ( Matthieu Saglio)
3.Metit ( Matthieu Saglio & Steve Shehan, lyrics by Abdoulaye N’Diaye)
4.Amanecer ( Matthieu Saglio)
5.Atman ( Matthieu Saglio)
6.Caravelle ( Matthieu Saglio, Nguyên Lê & Maurice Ravel)
7.El abrazo ( Matthieu Saglio)
8.Sur le chemin ( Matthieu Saglio)
9.Tiempo para soñar ( Matthieu Saglio, lyrics by Isabel Juve)
10.Las Sirenas ( Matthieu Saglio)
11.Las Cathédrales ( Matthieu Saglio)
Matthieu Saglio / cello & vocals
Nguyên Lê / guitar
Nils Petter Molvær / trumpet
Carles Benavent / bass
Vincent Peirani / accordion
Steve Shehan / percussion, piano, bass
Bijan Chemirani / percussion
Léo Ullmann / violin
Ricardo Esteve / flamenco guitar
Isabel Julve / voice
Abdoulaye N’Diaye / voice
Camille Saglio / voice
Teo, Marco & Gael Saglio Pérez / vocals
Matthieu Saglio
El camino de los vientos
Format:CD
Kat Nr.:ACT 9912-2
Barcode:614427991225
VÖ. Deutschland:24.04.2020
Label: ACT
Titelbild © Ana Guimaras