Wir besitzen nicht alle die Fähigkeit, Gefühle, die die Geburt eines Kindes auslösen, auf so künstlerische und musikalische Weise, wie es der Violinistin Mari Samuelsen mit Ihrem Album LIFE gelingt, auszudrücken. Die Idee zu LIFE hatte Samuelsen nach der Geburt ihres ersten Kindes. Als sie mit ihrem zweiten Kind schwanger wurde, nahm der Gedanke Gestalt an. Neues Leben auf der Welt zu begrüßen, bereichert unweigerlich die eigene Existenz. »Durch ein Kind wird man authentischer«, sagt Samuelsen.
Authentisch und gefühlvoll fällt das Album LIFE auch aus. Die Violinistin mit ihrer leidenschaftlichen und virtuosen Spielweise, hat die verschiedenen Stimmungen, denen sie in den ersten Phasen der Elternschaft begegnet ist, musikalisch umgesetzt: Neugierde, Frustration, Liebe und Freude.
Ein Repertoire von zeitgenössischen Komponisten wie Olivia Belli, Bryce Dessner, Ludovico Einaudi, Nils Frahm, Jóhann Jóhannsson, Mário Laginha, Hania Rani, Max Richter, Steve Reich und Schubert waren ihr dabei Inspirationsquellen.
Dass Elternschaft auch Schattenseiten besitzt, ist nicht zu leugnen und diese wechselnden Gefühle sind vielleicht in diesem Stück zu finden, das zunächst rasant und von verstörende Klängen begleitetet in sanfte Geigen- und Pianoklänge übergeht.
Max Richters sehr berührende Komposition „She Remembers“ (aus der HBO-Serie The Leftovers) übernimmt Samuelsen mit einer intensiven melodischen Geigenlinie. Der Track gehört gewiss mit zu den schönsten Stücken des Albums, obwohl die Wahl, müsste man sie treffen, sehr schwierig ausfallen würde.
Mit einem neuen Arrangement von Bryce Dessners Wiegenlied für seinen Sohn, Song for Octave schließt das Album, und damit kehrt Frieden ein. Ein wunderbares, sehr empfehlenswertes und lebendiges Album, auch für Musikliebhaber*innen, die klassische Musik bisher nicht in ihr Leben gelassen haben. LIFE ist am 23. August bei Deutsche Grammophon erschienen.