Mare Nostrum II

Bereits für ihr erstes Album „Mare Nostrum“ aus dem Jahre 2007 erhielten der sardische Trompeter Paolo Fresu, der französische Akkordeonist Richard Galliano und der schwedische Pianist Jan Lundgren von den Musikkritikern viel Lob .150 Konzerte und neun Jahre später legen die drei Ausnahmemusiker unter dem Titel „Mare Nostrum II“ jetzt die Fortsetzung ihres Projektes vor, das Jazz mit französischem Chanson-Flair, Tango-Impressionen, kühlen nordischen Folkklängen und klassischem Feingeist verbindet. Fresus virtuoses Spiel auf Trompete, das gelegentlich an Miles Davis erinnert, füllt den Raum mit warm timbrierten lyrischen Klangbildern, während Lundgren die Vorlagen des Sarden mit herrlich perlenden Klavierläufen aufgreift und Galliano mit seinem Akkordeon deutlich macht, dass er ein unerreichter Meister dieses Instruments ist.
Schon der erste Titel des Albums „Apnea“, ein lyrisch-schwermütiges Stück von Fresu, das mit eleganter Melodielinie und großer Wärme die Morgenröte zart instrumentiert, gibt einen treffenden Eindruck von der erhabenen Schönheit der Musik, die das gesamte Album auszeichnet.
Die melancholische Ballade „Blue Silence“, eine Komposition des Pianisten Jan Lundgren, macht Lust auf Tango, während der Song „Aurore“, eine weitere Komposition von Fresu, als veritable Hymne daherkommt.Auf „Kristallen den fina“, einem von Lundgren bearbeiteten schwedischen Volkslied über die Liebe eines jungen Mädchens, dessen Tugend hell wie die Sonne glänzt, setzt Fresu mit seiner ruhigen, gedämpften Trompete feine Akzente.
Gallianos „Giselle“ versprüht französischen Charme und klingt wie ein Chanson aus den 60ziger Jahren. Lundgrens Adaptation “E varie notti tre vie notai” streichelt die Seele mit einer unaufgeregten Melodielinie, bevor Fresu mit warmer Trompete einfällt und Galliano mit schönen Akkordeonklängen für eine behagliche Atmosphäre sorgt. Ganz anders dann das Stück „Leklåt“, das mit einem temperamentvollen Boogie-ähnlichen Parforce-Ritt überrascht.
Neben den Eigenkompositionen enthält das Album auch zwei Klassiker-Adaptionen: Das perkussive „Si dolce è il tormento“ des Barock-Komponisten und Erneuerers der italienischen Oper Claudio Monteverdis sowie den Titel „Gnossienne No. 1“, eine Komposition des Vorreiters der Minimal Music, Erik Satie.

Fazit: Diese ruhige, fließende, meditative Musik hat einen hohen Suchtfaktor, besticht mit wunderschönen Klangfarben und lässt den Stress des Alltags schnell vergessen. Wer sagt hier, dass Europa nicht funktioniert? Mit „Mare Nostrum II“ straft die Europäische Jazz-Supergroup Fresu, Lundgren und Galliano diese Auffassung Lügen. Deshalb: Reinhören und die Seele baumeln lassen.

Mare-Nostrum-II
Actmusic

Titelfoto:Paolo Fresu, Richard Galliano, Jan Lundgren © Thomas Schloemann

Standardbild
Hans Kaltwasser
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