Madame Butterfly – Premiere Oper am Rhein

Die Gäste in der Oper am Rhein in Düsseldorf wurden am Samstag Abend bei der Premiere Madame Butterfly unter der Regie von Joan Anton Rechi gleich zu Beginn mit einem beeindruckenden Bühnenbild des Bühnenbildners Alfons Flore überrascht. Die Oper ist mehr als eine Tragödie über eine gescheiterte Liebe, berücksichtigt man die historischen Gegebenheiten der damaligen Zeit. So versinnbildlicht Flores Bühnenbild mit seinen hohen neoklassizistischen Säulen und einer übergroßen amerikanischen Flagge die prekären Beziehungen zwischen Japan und Amerika zu dieser Zeit.

Jahrhundertelang war Japan isoliert. Wirtschaftliche Beziehungen gab es nur mit den Niederlanden. Amerika war sehr daran interessiert, Handelsbeziehungen mit Japan einzugehen. Doch die Barbaren, wie sie von den Japanern empfunden wurden, hatten es schwer. Sie haben sie sich erzwungen und waren schließlich erfolgreich. Personifiziert wird diese Einstellung durch den arroganten, lebenslustigen und durchsetzungsfähigen Marineleutnant Benjamin Franklin Pinkerton, der sich in die Geisha Cio-Cio-San „Madame Butterfly“ verliebt hat, sie begehrt und sie sich nimmt.

Als die Oper von Puccini entstand, inspiriert und angelehnt an ein Theaterstück von David Belasco „Madame Butterlfy: A Tragedy of Japan“, hatte Europa gerade eine Zeit erlebt, wo das Interesse für die Kulturen und Lebensweisen in Übersee sehr groß war. Verstanden haben die westlichen Kulturen die asiatischen jedoch nicht.

Puccini lässt Madame Butterfly ihre eigene Religion, mit der sie und ihre Familie eng verbunden ist, aufgeben, zugunsten eines Mannes, den sie kaum kennt, jedoch ehrfürchtig liebt.

Die Familie verstößt die 15-Jährige, die schließlich Pinkerton heiratet. Der ist jedoch an einer langfristigen Beziehung mit Butterfly nicht interessiert.

Das Liebesduett „Vogliatemi bene, un bene piccolino“ ist ein sehr berührender Moment und einer der Höhepunkte der Oper. In der Premiere wird es von der Sopranistin Liana Aleksanyan und den Tenor Zoran Todorovich als Pinkerton gesungen, die hier eine absolut zauberhafte und stimmlich überzeugende Performance geboten haben.

Der erste Akt endet dramatisch – im Original gibt es dieses Ende so nicht, macht aber eimal mehr die Interpretation der Oper schlüssig.  Bomben stürzen auf Nagasaki nieder, und das Konsulat, in dem sich die Liebenden befinden, wird zerstört. Ebenso wie in der Folge das Leben der jungen Frau. Denn sie ist von Pinkerton und ihrer Familie verlassen und verarmt.

Der zweite Akt zeigt ein Bühnenbild, das die Situation, in der sich Butterfly befindet, drastisch deutlich macht: Steinhaufen, eine hölzerner Aussichtsplattform und ein kleines Zelt aus amerikanischen Flaggen. Die Freundin Zuzuki, verkörpert von Emma Sventelius mit ihrer wunderbaren Mezzosopranstimme, ist die Einzige, die Butterfly treu geblieben ist.

Nun schon seit drei Jahren wartet diese auf die Rückkehr ihres Ehemannes. Butterfly gilt als geschieden, doch sie will sich nicht wieder verheiraten, obwohl ihre prekären Verhältnisse und ihr kleiner Sohn es eigentlich notwendig machen. Immer noch glaubt sie, dass Pinkerton zurückkommt.

Was sie in der Arie „Un bel dì, vedremo“ hinreißend besingt. Die Arie bildet den musikalischen Höhepunkt des zweiten Aktes.

Pinkerton kommt tatsächlich zurück, doch er will Butterfly nicht sehen. In der Arie „Addio, fiorito asil“ beschuldigt er sich als feige und erinnert sich an die wenigen schönen Stunden, die er mit Butterfly erlebt an.

Niemand will Butterfly die Wahrheit sagen. Pinkerton möchte seinen Sohn in die westliche Welt mitnehmen. Nun begreift Cio-Cio-San endlich mit brutaler Deutlichkeit, dass sie nur benutzt wurde. Sie hat dem nichts außer ihren Tod entgegenzusetzen, um ihre Würde und ihre Ehre wiederherzustellen. In der Abschlussarie „Con onor muore“ nimmt Butterfly Abschied von ihrem Kind.

Madame Butterfly ist eine Oper, die nicht nur wegen ihrer beeindruckenden und berührenden Arien und der wunderbaren Musik bemerkenswert ist, sondern auch wegen des kulturellen Konfliktstoffes. In der Regie von Joan Anton Rechi und mit den Bühnenbildern von Alfons Flore kommt dies eindringlich zum Ausdruck.

Das Symphonieorchester Düsseldorf und der Chor der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf sowie die stimmenstarken SolistenInnen vollenden den sehr postitiven Eindruck, den mein Besuch hinterlassen hat. Das Publikum im vollbesetzten wunderschönen Konzertsaals der Oper sah das auch so. Es spendete zehn Minuten Applaus.

Giacomo Puccini
Madama Butterfly

In der Oper am Rhein in Düsseldorf noch bis 13. Juli 2018 zu sehen.

FOTOS:
Hans Jörg Michel

Standardbild
Ingrid
Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen. Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.
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