Wie konnte es zu dem tödlichen Verkehrsunfall der Kriegsreporterin Isabelle Reed (ISABELLE HUPPERT) kommen? Völlig unerwartet hat ihr Tod die Familie tief getroffen. Drei Jahre nach diesem schrecklichen Unfall sind die Erinnerungen an Isabelle beim Ehemann Gene (GABRIEL BYRNE) und den beiden Söhnen Jonah (JESSE EISENBERG) und Conrad (DEVIN DRUID) noch sehr lebendig, die den Verlust unterschiedlich verarbeitet haben.
Insbesondere der jüngere Sohn, Conrad, wirkt traumatisiert. Er hat sich zurückgezogen, zu seinen Mitschülern vermeidet er beinahe jeden Kontakt. Selbst sein Vater kann nicht zu ihm vordringen. Und auch Gene hat den Verlust seiner Ehefrau noch nicht überwunden. Er flüchtet sich in eine Affäre mit einer jungen Kollegin. Doch seine Gefühle scheinen auch ambivalent zu sein. Gene hatte seinen Schauspielerberuf aufgegeben und als Lehrer gearbeitet, um die Arbeit seiner Frau zu unterstützen, und sich um die Söhne gekümmert. Nun zweifelt er, ob das der richtige Weg war. Seine Frau an unsicheren Kriegsfronten und er daheim.
„Louder than Bombs“ ist kein Anti-Kriegsfilm, der sich um die Arbeit einer Kriegsreporterin dreht, vielmehr bilden die Erinnerungen der Familienmitglieder, die durch eine geplante Ausstellung Isabelles Fotos Auftrieb erhalten, den emotionalen Kern des Films. Der oberflächliche Familienfrieden wird zusätzlich bedroht, da Isabelles langjähriger Kollege Richard (DAVID STRATHAIRN) zur Eröffnung der großen Ausstellung eine Kolumne in der New York Times veröffentlichen will.
Der Regisseur erzählt die Filmgeschichte nicht linear, sondern auf verschiedenen Zeitebenen. So werden immer wieder Erinnerungen an Isabelle eingeblendet, die sie aus der Perspektive desjenigen, der an sie denkt, immer anders erscheinen lassen:
[su_quote]„Ich finde unsere Erinnerungen und unsere Idee von einem Selbst und von einer Identität, basierend auf diesen Erinnerungen, faszinierend und rätselhaft. In dem Film versuche ich den speziellen Prozess des sich Erinnerns zu zeigen. Ich wollte die Art Trauerdrama vermeiden, bei dem wir dort sind, wenn die Mutter stirbt und jeder sitzt im Raum herum und weint“,, so der Regisseur Joachim Trier. [/su_quote]
Der Regisseur zählt zu den derzeit angesehensten Regisseuren und Drehbuchautoren im internationalen Filmgeschäft. Seine von der Kritik gefeierten und preisgekrönten Spielfilme „Auf Anfang“ (2006) und „Oslo. 31. August“ (2011), für die er gemeinsam mit Eskil Vogt auch das Drehbuch schrieb, wurden auf internationalen Festivals wie Cannes, Sundance, Toronto, Karlovy Vary, Göteborg, Mailand und Istanbul gezeigt.
„Die Wahrheit? Was ist die Wahrheit?“ Das fragt Jonah seinen Vater, als der von Richards Artikel in der New York Times erfährt, in dem die wahren Umstände von Isabelles Tod offenbart werden sollen. Bisher waren sie dem jüngsten Sohn, Conrad, zu dessem Schutz verschwiegen worden. Isabelles Tod hat jeweils aus der Sicht der Hinterbliebenen eine je eigene Geschichte.
Damit die Familie jedoch wieder zurück zu einem Gleichgewicht finden kann, wird ein klärendes Gespräch unvermeidbar…
Fazit: Die wunderbaren Schauspieler – bemerkenswert auch das intensive Spiel des noch jungen DEVIN DRUID (Conrad) – ISABELLE HUPPERT, GABRIEL BYRNE und JONAH REED sorgen neben der klugen und sensiblen Regiearbeit von Joachim Trier dafür, dass dem Film jegliche schreierische Dramatik fehlt, vielmehr ist „Louder than Bombs“ großartiges Kino! Ab 7.1.2016 zu sehen.
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Fotos:©Jakob Ihre Motlys