Logan Lucky – Filmtipp

Eigentlich hatte Steven Soderbergh ja vor einiger Zeit seinen Rückzug aus dem Filmgeschäft angekündigt. Doch dann fiel ihm das Debütdrehbuch seiner guten Freundin Rebecca Blunt in die Hände, nach dessen Lektüre er offenbar der Versuchung nicht widerstehen konnte, seinen selbst verordneten Ruhestand zu beenden. Mit LOGAN LUCKY ist dem 54-jährigen US-Regisseur, der sich in den letzten Jahren vor allem mit Gaunerkomödien wie dem Franchise „Ocean Eleven“ einen Namen gemacht hat, erneut ein höchst unterhaltsamer Heist Film gelungen.

Rebecca Blunt stammt aus Logan, einer verstaubten Kleinstadt in West Virginia, daher der Titel des Films. Außerdem heißen die beiden Hauptfiguren Logan: Jimmy, (Channing Mathew Tatum) arbeitet als Baggerführer in einem Bergwerk und hat ein kaputtes Bein; sein jüngerer Bruder Clyde (Adam Driver), der im Irakkrieg seinen Unterarm verlor, hat eine kleine Bar, wo er am Tresen gekonnt Martini mixt. Zusammen bilden sie ein volles Ganzes, wie der prollige Rennstallbesitzer Max Chilblain (Seth MacFarlane) spottet und Jimmy damit zu einer wilden Schlägerei provoziert.

Logan Lucky- die beiden Logan-rüder
Jimmy (Channing Mathew Tatum) und sein jüngerer Bruder Clyde (Adam Driver).

Der wortkarge Clyde sinniert ständig über das sprichwörtliche Pech, das die Logans seit Generationen verfolgt, während der nüchterne Jimmy die Spekulationen seines Bruders als mystischen Hokuspokus abtut. Eines steht jedoch fest: Als Jimmy seinen Job wegen der steigenden Kosten verliert, die seinem Arbeitergeber im Versicherungsfall drohen, braucht er dringend frisches Geld, um über die Runden zu kommen. Denn eine neue Arbeit zu finden, ist in der beschäftigungsarmen Region schwierig. Außerdem hat das Gericht ihm nach der Scheidung von seiner Frau Bobbie Jo (Katie Holmes) das Besuchsrecht auf seine kleine Tochter Sarah (Farrah MacKenzie) verweigert. Zu allem Unglück eröffnet ihm jetzt noch Bobbie Joe, dass sie aus beruflichen Gründen schon bald mit ihrem neuen Partner weit wegziehen wird, so dass er den Kontakt zu seiner geliebten Tochter zu verlieren droht.

Jimmy heckt einen Plan aus und kann seinen Bruder schließlich überzeugen.

Um sich aus seiner misslichen Notlage zu befreien, heckt Jimmy den Plan aus, die millionenschweren Einnahmen aus dem NASCAR-Autorennen auf dem Charlotte Motor Speedway in Concord zu rauben. Die Geldscheine flattern über ein verschlungenes Rohrpostsystem unterhalb der Rennstrecke in einen Tresor, der sich zufällig in einer Kammer in einem Stollen des Bergwerks befindet, in dem Jimmy jahrelang gearbeitet hat. Die logistischen Details zu diesem Plan hat Jimmy auf einer Liste notiert, die er in seiner Wohnung an eine Wand geheftet hat.

Joe Bang (Daniel Craig) ist ein Experte, auf den Jimmy nicht verzichten will. Dumm nur, dass er noch im Knast sitzt.

Natürlich braucht es für einen solchen Coup, der für einen Einzelnen viel zu groß ist, Helfer, auf die unbedingt Verlass ist. Jimmy überredet deshalb seinen Bruder Clyde mitzumachen, und auch Mellie (Riley Keough), die Schwester der beiden Logan-Brüder, die als Friseurin in einem Salon arbeitet und von einem besseren Leben träumt, kann als Fluchtfahrerin und Komplizin gewonnen werden. Doch die Logans brauchen vor allem einen versierten Sprengstoffexperte, der die Eisentür zum Tresorraum sprengen kann. Die Wahl fällt auf Joe Bang (Daniel Craig). Der sitzt jedoch dummerweise hinter Gittern, wo der noch ein paar Monate Reststrafe abbrummen muss. Bang kann den Logan-Brüdern zum Glück erklären, wie man es dennoch schaffen kann, ihn lange genug aus dem Gefängnis herauszuholen, um den Raub durchziehen zu können und anschließend wieder rechtzeitig in seine Zelle zurückzubringen, bevor der misstrauische Gefängnisdirektor Burns (Countrymusiker Dwight Yoakam) etwas spitzkriegt. Dazu braucht es freilich der Mithilfe seiner trotteligen Brüder Fish und Sam (Jack Quaid und Brian Gleeson), deren Beteiligung für Bang nicht verhandelbar ist. Und so nimmt der Coup mit einem überraschenden Ende seinen turbulenten Lauf.
Das alles ist ziemlich lustig und spannend erzählt und so inszeniert, dass der Zuschauer mit den Missetätern fiebert. Natürlich wünschen wir uns, dass sie mit ihrer Beute ungestraft davonkommen. Und Joe Bangs Brüder sind so dämlich, dass man sie schon wieder mögen muss.

Daniel Craig in Aktion.

Wer den Trailer sieht, bekommt vielleicht den Eindruck, dass LOGAN LUCKY ein typischer Motorsportfilm à la „Rush“, „Days of Thunder“ oder „The Last American Hero“ ist. Weit gefehlt, denn das NASCAR-Autorennen spielt hier nur eine untergeordnete Rolle. LOGAN LUCKY ist definitiv ein Heist Movie mit einer cleveren Mischung aus dramatischen und komödienhaften Elementen. Als Jimmys Tochter bei einem Talentwettbewerb in ihrer Schule auftritt, ist das eher ergreifend als lustig gefilmt.

Daniel Craig ist mit seinen weißblond gefärbten Haaren und der quer gestreiften Sträflingskleidung in der Rolle des Joe Bang äußerst amüsant zu sehen. Adam Driver hat als einarmiger Clyde einen großartigen Auftritt. Die Visual-Effects-Spezialisten schafften hierbei das kleine Kunststück, seine linke Hand und einen Teil seines Armes optisch zum Verschwinden zu bringen, sodass man glaubt, wirklich einen Einarmigen zu sehen, der die Martinis trotzdem geschickt  mixt. Zudem verleiht Driver der Geschichte eine gehörige Portion schwarzen Humor. Als Drivers Armprothese in der Rohrpost weggesaugt wird, ist seine Reaktion schlicht umwerfend. Zudem ist die zweifache Oscar-Preisträgerin Hilary Swank in einer kleinen Rolle als FBI-Agentin Sarah Grayson zu sehen, die fest entschieden ist, das Verbrechen aufzuklären. Der Soundtrack des Films mit vielen tollen Songs von Loretta Lyn, Patsy Cline, John Denver, CCR und Bo Diddley ist ein zusätzlicher Bonus.

Fazit: Mit LOGAN LUCKY zieht Steven Soderbergh noch einmal alle Register seines Könnens als Meister exzellenter Gauner-Komödien. Unbedingt sehen!

Alle Fotos: Studiocanal

Standardbild
Hans Kaltwasser
Artikel: 431

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