Seit ihrem Debütalbum „Salt“ aus dem Jahre 2003 hat die US-Sängerin Lizz Wright eine beachtliche internationale Karriere hingelegt. Mit sieben Alben, allesamt von der Fachkritik hochgelobt, zahllosen erfolgreichen weltweiten Konzerttourneen und regelmäßigen Auftritten bei den wichtigsten internationalen Jazzfestivals hat sie sich den Ruf als eine der besten zeitgenössischen Stimmen des Jazz erworben. Ihre Musik ist dabei zu gleichen Anteilen in Gospel, Jazz, Blues und R&B verwurzelt. Markenzeichen ist ihre weiche, dunkle Altstimme, die sofort ins Ohr geht und sowohl in den hohen, luftigen als auch in den tiefen, erdigen Tönen zu Hause ist.
Am 14.3.2025 war Lizz Wright zu Gast im ausverkauften Savoy Theater in Düsseldorf, wo sie mit dieser wunderbaren Stimme ihr Publikum sogleich in den Bann zog. In einem eleganten schwarzen Abendkleid mit tiefen Ausschnitt betrat sie die Bühne, um lässig in den pulsierenden Stomper einzutauchen, mit dem ihre handwerklich gut eingespielte Band, darunter Kenny Banks an den Tasten und Adam Levy an der Gitarre, das Konzert einleitete.
Die Setlist an diesem Abend bestand mit einer Ausnahme aus Coverversionen bekannter Stücke, denen Wright dank ihrer einzigartigen Stimme, ihre eigene, ganz persönliche Note verlieh. „Old Man“ etwa von Neil Young, ein nachdenkliches Stück über das Leben, die Unvermeidlichkeit des Alterns und die universelle Suche nach Liebe und Zugehörigkeit, ist eigentlich ein sparsamer Country-Song. Wright macht aus ihm eine dramatisch emotionale Ballade, die sich im Laufe des Stücks steigerte, um in einem längeren, hypnotischen Solo von Adam Levy zu enden. Ein früher Höhepunkt des Abends, der vom Publikum mit viel Beifall belohnt wurde.
Candi Statons „Sweet Feeling“ geriet zu einem geradlinigen Soul-Blues. Eine schräge Gitarre und ein Schlagzeug, das den Takt in slow motion pumpt, während die Orgel den Rest ausfüllte, legten das Fundament für den kraftvollen, bodenständigen Gesang, mit dem Wright in die Rolle einer untreuen Frau schlüpfte, die ihre Liebe zurückgewinnen will. „You gave me your heart / But I couldn’t be true / Yet I still got the same sweet feeling for you.“
Das von Joe Henry geschriebene und zuvor von Madonna aufgenommene Stück „Stop“ verwandelte sie wiederum in eine Art schwüle Kabarett-Perfomance, bei der Adam Levys‘ Steel-Guitar eine eigenwillige klangliche Zutat darstellte. Einzig der Opener „Sparrow“, ein rhythmisch vibrierendes Stück mit westafrikanischem Beat, war aus der Feder der aus Georgia stammenden US-Sängerin. Der Song erzählt von einer gefährlichen Situation, in die sie als Kind mit ihrer Schwester geriet, als sie in einen schrecklichen Sturm mit peitschendem Regen gerieten.
Mit dem klangstarken Rose Cousins Cover „Grace“, dem letzten Song der Setlist, unterstrich Wright schließlich ihr Können als wunderbare Crossover-Sängerin. Das Düsseldorfer Publikum feierte die Musikerin mit einer minutenlangen begeisterten „standing ovation“, mit der sie noch einmal auf die Bühne zurückgerufen wurde. Als Zugabe bedankte sich Wright mit dem berührenden Medley „Amazing Grace/I made a Lover’s Prayer. Dann war Schluss. Ende eines großartigen Konzertes, das für viele im Publikum gerne noch etwas länger hätte dauern dürfen.
Foto: (c) Hollis King