Liebesbriefe aus Nizza

Nun ist François Pensionist. Als ehemaliger hochrangiger Offizier der französischen Armee ist er weiterhin davon überzeugt, dass er bewundert wird und um ihn herum alles nach seinen Regeln und Wünschen abzulaufen hat. Die Familie sitzt zusammen und bis auf seinen Sohn, der ebenfalls beim Militär dient, haben dagegen der älteste Sohn und die Tochter noch einige Wünsche offen gelassen. Und wenig später muss François im Film „Liebesbriefe aus Nizza“ erfahren, dass phasenweise auch seine Frau Annie nicht nur ihm liebevoll zur Seite stand.

Auf dem Dachboden seines Hauses findet er Liebesbriefe, die nicht von ihm stammen. Denn die wortreichen Ergüsse über den „vibrierenden Venushügel“ seiner Frau Annie, da ist sich François sicher, hat nicht er verfasst. 40 Jahre alt sind die Liebesbriefe und haben höchstens noch musealen Wert. François sieht das jedoch anders. Polyamorie ist für ihn selbst in der Vergangenheit undenkbar. Trotz der Beschwichtigungsversuche seiner Frau will er sich rächen.

Charmeur und auch noch athletisch: Boris (Thierry Lhermitte) freut sich, seinen alten Freund François und ganz besonders dessen Frau Annie wiederzusehen.
© Neue Visionen Filmverleih

Seine Beziehungen zum Geheimdienst lassen sich mobilisieren und so erfährt er bald, wo sich sein Rivale
von einst aufhält. Gemeinsam mit Annie, die insgeheim hofft, ihn von seinem Vorhaben noch abbringen zu können, macht er sich auf den Weg. Nizza empfängt sie mit strahlendem Wetter und der ehemalige, immer noch attraktive Boris freut sich zunächst, die beiden nach so langer Zeit wiederzusehen.

Annie genießt den Ausflug in die Vergangenheit, während François immer paranoischer wird. Er glaubt, sein Sohn, der offensichtlich so wenig mit ihm gemeinsam hat, sei biologisch auch gar nicht sein Sohn. Das will er endlich schwarz auf weiß haben und lässt bei einem gemeinsamen Strandausflug sogar einige Haare seines jüngsten Sohnes in einem kleinen Tütchen verschwinden. War sein Leben eine einzige Farce?

In fremden Gewässern: Annie beginnt den Ausflug in die Vergangenheit und das nächtliche Nacktbaden mit ihrem neuen, alten Kavalier Boris (Thierry Lhermitte) sichtlich zu genießen…
© Neue Visionen Filmverleih

In der französischen Sommerkomödie LIEBESBRIEFE AUS NIZZA zeigt sich, dass auch das Alter nicht vor Liebeskummer, Selbstzweifel und Rache schützt. Dem Regisseur Ivan Calbérac gelingt eine schöne und sehr romantische Screwball-Komödie über den dritten und den vierten Frühling im Leben.

Fotos. © Neue Visionen Filmverleih

Ingrid
Ingrid

Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen.
Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.

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