Am 21. September wäre Leonard Cohen 90 Jahre alt geworden. Die Faszination seiner Songs ist bis heute wirksam und seine Stimme gehört zu den bekanntesten der Welt. Und hier taucht auch gleich die Frage auf – müssen Stimmen schön sein, um in den Bann zu ziehen? Offensichtlich nicht, denn Leonard Cohens Stimme ist nicht schön, und das wusste der Künstler auch selbst. Woran liegt es also, dass sein Gesang dennoch so eine sogartige Wirkung hatte?
Die Stimme ist eines unserer wichtigsten Ausdrucksmittel und jeder hat sich schon einmal vom Klang der Stimme eines Menschen verzaubern lassen. In der Musik gehört der Gesang oft dazu, das ist in der Klassik und auch im Pop so. Im letzteren hat besonders der Charakter oder die Persönlichkeit, die sich in der Stimme äußert, eine große Bedeutung. Der Autor Caspar Battegay analysiert in seinem Buch „Leonard Cohens Stimme“ die Komplexität, die hinter der Wahrnehmung der Stimme des Musikers liegt.
Einmal ist es der historische Hintergrund, denn Cohen lebte in einer besonderen Zeit und setzt sich mit ihr in seiner Lyrik auseinander. Seine Stimme wird je eine befehlende oder protestierende, besonders eindringlich oder elektrisierend, auch ironisch oder wütend, wenn er die Ungerechtigkeit der Welt anklagt.
Zudem sind es die literarischen und popkulturellen Hintergründe, die Verbindung von Ton und Text und die Einflüsse der Politik und des Judentums. All das manifestiert sich in seinen Songs, die der Autor neu deutet. So können Leser und Leserinnen Klassiker wie »Suzanne«, »Who by Fire« oder »The Future« noch besser verstehen.
Der Autor hat mit seinem Buch ein intimes und umfassendes Stimmen Porträt des großen Leonard Cohen geschaffen und damit wird dessen Stimme auch nach ihrem Verstummen umso intensiver weiter klingen. Nicht nur für Fans des Musikers ein großartiges Buch.
Leonard Cohens Stimme
Autor: Caspar Battegay
Verlag Wagenbach
Caspar Battegay ist Literatur- und Kulturwissenschaftler und an der Fachhochschule Nordwestschweiz tätig. Zudem unterrichtet er Neuere deutsche Literatur an der Universität Basel, wo er sich vorrangig mit deutsch-jüdischer Literatur- und Kulturgeschichte befasst. Daneben schreibt er für zahlreiche Medien. Zu seinen Veröffentlichungen zählen »Geschichte der Möglichkeit. Utopie, Diaspora und die ›jüdische Frage‹« sowie »Judentum und Popkultur«.
Veranstaltung: Sonntag, 13. Oktober 2024 Uhrzeit: 17:00 Uhr
KONZERT-LESUNG: LEONARD COHENS STIMME – Caspar Battegay
mit Marina Frenk und Daniel Kahn
Volksbühne Berlin – Roter Salon
Linienstraße 227
10178 Berlin
Auf Arte ist ein Dokumentarfilm
https://www.arte.tv/de/videos/106275-000-A/hallelujah-leonard-cohen-ein-leben-ein-lied
und in der ARD Mediathek eine Serie über Leonard Cohen zu sehen.