Wenn man eine Umfrage unter Taxifahrern machen würde, gehörten wahrscheinlich Streitereien unter Paaren zu den häufigsten, die ein Taxifahrer mit erleben muss. Vielleicht fallen sie nicht alle so temperamentvoll aus, wie die Szene, die die New Yorker Literaturkritikerin Wendy (Patricia Clarkson) ihrem Mann liefert, doch es ja auch nicht nur ein simpler Streit, sondern ihr Ehemann will sie nach 21 Jahren Ehe wegen einer jüngeren Frau verlassen. Der steigt dann auch vorzeitig aus, und Wendy wird von dem Taxifahrer Darwan (BEN KINGSLEY) alleine nach Hause gefahren.
In „LEARNING TO DRIVE – FAHRSTUNDEN FÜRS LEBEN“ ist er zugleich auch Fahrlehrer und Wendy, durch die bevorstehende Scheidung wirklich sehr gebeutelt, kommt auf die Idee, endlich ihren Führerschein zu machen. Wer hätte nicht gerne solch einen Fahrlehrer an seiner Seite, wie den indischen Fahrlehrer im hellrosa Turban, mit der sanften, aber bestimmten Stimme. Ben Kingsley in einer seiner sicherlich leichtesten Rollen während seines langen Schauspielerlebens, die er aber gewohnt überzeugend spielt.
Der impulsiven und fahrigen Wendy bringt er mehr als nur das Autofahren im verkehrschaotischen New York bei.
Tatsächlich lernen jedoch beide voneinander: Wendy von dem ehemaligen Uni-Professor, dass es manchmal notwendig ist, Regeln zu beachten und sein Temperament zu drosseln, um einen klareren Blick zu bekommen. Und Darwan lernt von Wendy, wie er mit seiner frisch angetrauten Frau umgehen soll.
Zudem erweitern beide ihren kulturellen Horizont, auch im Melting Pot New York noch immer nicht überall Standard.
Es ist die zweite Zusammenarbeit der Regisseurin Isabel Coixet mit den hochkarätigen Hauptdarstellern: Bereits in ELEGY ODER DIE KUNST ZU LIEBEN arbeitete sie mit Ben Kingsley und Patricia Clarkson zusammen. Als eine der wenigen
international bekannten weiblichen Regisseurinnen, hat Isabel Coixet mit Filmen wie MEIN LEBEN OHNE MICH oder DAS GEHEIME LEBEN DER WORTE bereits bewiesen, was für eine einfühlsam und pointiert erzählende Filmemacherin sie ist.
Auch in diesem Film zeigt die Regisseurin sensibles Gespür für die Thematik, denn obwohl es statistisch schon fast Normalität bedeutet, wird eine Scheidung persönlich immer als emotional einschneidend empfunden. Hier gelingt es mithilfe der ausgezeichneten Schauspielerin Patricia Clarkson, den richtigen Ton zu treffen. Ihr Gegenpart wird von Ben Kingsley, der bereits Mahatma Gandhi verkörperte und selbst indische Wurzeln hat, perfekt verkörpert.
LEARNING TO DRIVE – FAHRSTUNDEN FÜRS LEBEN
ist eine sehenswerte Sommerkomödie mit Tiefgang
Kinostart: 6. August 2015