Im Leben läuft es für die meisten Menschen nicht immer rund. Auch nicht für Musiker, deren Karrieren bisweilen wie eine Achtbahnfahrt anmuten. Wer gestern noch gehasst wurde, wird heute gefeiert und tags drauf womöglich ganz einfach ignoriert.
Für den französischen Jazzpianisten Laurent de Wilde geht es bisweilen im Leben zu wie in einem Film. „Manchmal ist es ein Traum, manchmal eine Komödie, manchmal ein Actionfilm oder eine Geschichte, in der nichts und alles gleichzeitig passiert wie in einem Film von Godard“, schreibt der Musiker in den Liner Notes zu seinem neuen Album LIFE IS A MOVIE. Die neun Songs, die es enthält, wollen die vielfältigen Emotionen des Lebens spiegeln. Mit dem Kontrabassisten Jérôme Regard und dem Schlagzeuger Donald Kontomanou hat de Wilde zwei exzellente und gefragte Musiker an seiner Seite, die keine Erfüllungsgehilfen des Tastenvirtuosen sind, sondern gleichberechtigte, auf Augenhöhe spielende Musiker.
Alle neun Kompositionen stammen aus de Wildes Feder mit Ausnahme des Stücks „Easy come easy Go“, das gemeinsam mit Schlagzeuger Kontomanou geschrieben wurde. Die Musik des Trios ist vielschichtig. Markante Rhythmen, romantische Melancholie, nervöses Wirbeln, schwebende Ruhe und gelegentliche dramatische Ausbrüche werden zu einem wohlklingenden Klangteppich verwoben.
Ein eindeutiger Favorit unter den neun Titeln ist nicht auszumachen. Alle Stücke zeugen von großem virtuosen Können der Musiker, die in großer rhythmischer und harmonischer Geschlossenheit agieren.
Das Stück „La Vague“, mit dem das Album eröffnet, beginnt mit feinen Arpeggien, die de Wilde zu einer sensibel herausgearbeiteten, heiteren Melodie von unerhörtem Lebensschwung weiterentwickelt, bevor das Stück in zarten Klaviertönen sanft ausklingt.
Mit „Back on the Beat“ und seinem groovigen Riff, einer Hommage an den wenige Tage vor Aufnahme des Albums verstorbenen Jazz-Pianisten Ramsey Lewis, wechselt die Stimmung. Das enthusiastische Spiel des Pianisten, sein Sinn für Akzentuierung, Phrasierung und Hervorhebung des Themas verwurzeln das Ensemble in der großen Tradition der Klavier-Bass-Schlagzeug-Trios.
Das Stück „Easy Come Easy Go“ besticht mit seinen abrupten Wechseln in Tempo und Tonart. Kontomanou eröffnet mit knackigen Snare-Rolls, bevor de Wilde perkussive Klavierlinien aus seinem Instrument hervorzaubert, die mit einem überraschenden bluesigen Finale abschließen.
„Get Up And Dance“ ist eine explosive Afrobeat-Nummer, die an die Musik von Fela Kuti erinnert und bei der Kontomanou mit einem furiosen Schlagzeugzeug-Solo glänzt.
Das Album enthält jedoch auch einige leise, lyrische Momente, die sofort berühren und de Wilde als begabten Komponisten griffiger und zugleich subtiler Melodien zeigen. Das Stück „Liane et Bastian“ ist eine ruhige Klavierballade mit romantischer Melodie. De Wilde erweist sich hier als Meister zarter Töne, während Kontomanou seine Jazzbesen auf den Fellen seiner Drums und Becken dezent kreisen lässt und Regard seinem Kontrabass melancholische Klänge entlockt.
Mit „Mes Insomnuits“ schließt das Album, einem Stück, das die ungute Atmosphäre der „Serie Noir“ heraufbeschwört und allen jenen gewidmet ist, die wie der Musiker selbst Schlafprobleme haben und fälschlicherweise glauben, dass sie damit allein sind.
LIFE IS A MOVIE ist ein elegantes, frisches Album voller Leben und Swing, das geprägt ist von einem feinen Umgang mit den Tasten und von einer erstaunlichen Erfindungsgabe für nahbare und doch nicht billige Melodien.
LIfe Is A Movie ist heute beim Label Gazebo erschienen.