Liu Xiaodong wird in zwei Kunsthäusern Düsseldorfs mit einer großen Retrospektive geehrt, in der Kunsthalle Düsseldorf und im NRW-Forum. Beide Ausstellungen präsentieren den in Asien längst zum Superstar aufgestiegenen Künstler auf je eigene Weise. Die Kunsthalle zeigt seine Malerei, beeindruckend große mit energischem Duktus gezeichnete Werke, Momentaufnahmen von Personen, Menschengruppen, die präzise mit leuchtenden Farben auf der Leinwand ein Eigenleben zu führen scheinen und doch reale Situationen wiedergeben. Nichts ist absichtlich geschönt oder gestellt.
Manchmal erinnern mich die Werke an die von van Gogh, wenn sie ungewöhnliche Perspektiven haben oder den Gebrauch schillernder Farben zeigen. Und doch sind sie unverwechselbar, sehr emotional, zum Teil in ihrer Aussage, ihren Botschaften gesellschaftspolitisch relevant.
Die Kunsthalle Düsseldorf ergänzt die malerischen Werke des Künstlers durch einen Film, der jetzt noch am 18. Juni um 19 Uhr in der Düsseldorfer Black Box gezeigt wird. Außerhalb des staatlichen Filmsystems produziert, wurde das Werk nach seinem Erscheinen prompt auf die Schwarze Liste gesetzt. „The Days“ erzählt die Geschichte des verheirateten Liebespaars Dong (gespielt von Liu Xiaodong) und Chun (gespielt von seiner Frau, der Künstlerin Yu Hong), die nach ihrem Studium am Beijing Art Institute sich erbärmlich von der Hoffnung nähren, eines Tages von ihrer Kunst leben zu können.
Die malerischen und fotografischen Werke Liu Xiadongs sind Resultate langer und intensiver, wiederholter Reisen durch China, nach New York und Berlin.
Das NRW-Forum zeigt die fotografischen Werke und die digitale Auseinandersetzung des Künstlers mit der Malerei. Dort wird auch die mit Wissenschaftlern entwickelte digitale Malmaschine präsentiert, die mit einer auf dem Dach des NRW-Forums installierten Kamera gekoppelt ist. Die Kamera fängt reale Bilder ein, die auf eine Leinwand übertragen werden.
Reisen und Malen – der Künstler scheint während seiner Reisen kreative Kraft zu schöpfen. In Berlin hat er auch Sascha gemalt und ein eindrucksvolles, melancholisches Bild geschaffen, das zum „Transgender/Gay-Projekt“ des Künstlers gehört.
„Langsame Heimkehr“ nimmt den Betrachter mit auf eine interessante Kunstreise, nicht nur weil es zwei Ausstellungsorte gibt, sondern vier Kapitel, deren Ausgangspunkt der Geburtsort Liu Xiaodongs ist. Die Reisen innerhalb Chinas sind Kapitel zwei, das dritte bildet das Unterwegssein außerhalb der Heimat und das letzte Kapitel ist die Heimkehr nach Peking.
Zwei außerordentlich tolle Ausstellungen eines bedeutenden asiatischen Künstlers, eine Weltpremiere, die man sich nicht entgehen lassen sollte.
„Langsame Heimkehr“ ist zu sehen vom 9.6. bis 19.8.2018
www.kunsthalle-duesseldorf.de / www.nrw-forum.de
Titelbild: Your City 1, 2017 Oil on Canvas 220 x 260cm © Liu Xiaodong