Drei Ausstellungen laden dazu ein, moderne Gegenwartskunst in drei Kunststätten zu besichtigen: Im Künstlerhaus Dortmund, in der Hamburger Kunsthalle und der Frankfurter Schirn.
Vs. Frühwerk
In Vs. Frühwerk trifft Vergangenheit auf Gegenwart: manchmal langsam und organisch gewachsen, manchmal geformt durch radikale Brüche und Neubeginn. Die Gruppenausstellung beschäftigt sich mit der individuellen (Stil-) Entwicklung von Künstler*innen. Hierfür werden pro künstlerischer Position exemplarisch je eine aktuelle Arbeit und ein Frühwerk gegenübergestellt. Wie hat sich das Werk im Laufe der Zeit formal und inhaltlich verändert, oder wurden letztendlich gar ganz neue künstlerische Wege eingeschlagen?
Da der Begriff „Frühwerk“ immer ein wenig anders definiert werden kann, wurde als einfachstes Kriterium eine Zeitdifferenz von mindestens 10 Jahren festgelegt. Sehr junge Künstler*innen müssen so auf Schätze ihrer Jugend zurückgreifen, während ältere Künstler*innen auch Stilwechsel in ihrer Karrieremitte präsentieren. Eine sehr interessante Ausstellung, die einen Blick auf künstlerische Entwicklung wirft.
Vs. Frühwerk vom 18. Oktober – 1. Dezember 2024
IM KÜNSTLERHAUS DORTMUND
ISA MONA LISA
ISA MONA LISA ist der ironisch-verspielte Titel einer Ausstellung, die anhand von über 30 Positionen internationaler, zeitgenössischer Künstler*innen lebendige Einblicke in die aktuelle Gegenwartskunst gibt. Der Titel ist einer gleichnamigen Fotografie von Wolfgang Tillmans (1968) von seiner Künstlerkollegin Isa Genzken (*1948) entnommen.
Die Ausstellung greift virulente Themen unserer Zeit auf und erkundet Aspekte rund um Macht und Verletzlichkeit, Intimität und Offenheit sowie Natürlichkeit und Künstlichkeit. Auch nimmt sie Konstruktionen von Wirklichkeit und von Identität in den Blick und zeigt diese in ihrer Veränderlichkeit. Die groß angelegte Ausstellung umfasst ca. 150 Exponate – darunter Gemälde, Skulpturen, Rauminstallationen, Zeichnungen, Fotografien und Filme – und erstreckt sich über das gesamte Sockelgeschoss der Galerie der Gegenwart.
© VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Beteiligte Künstler*innen: Etel Adnan, Elisa Alberti, Helene Appel, Alexandra Bircken, Louise Bourgeois, Thorsten Brinkmann, Nina Canell, Edith Dekyndt, Simon Denny, Gerrit Frohne-Brinkmann, Noi Fuhrer, Asana Fujikawa, Isa Genzken, Donald Judd, Joachim Koester, Maria Lassnig, Jochen Lempert, Dan Lie, Melanie Manchot, Robert Morris, David Novros, Silke Otto-Knapp, Sigmar Polke, Neo Rauch, Gerhard Richter, Andreas Slominski, Andrzej Steinbach, Paul Thek, Wolfgang Tillmans, Thu-Vân Trần und Haegue Yan.
Fest installierte, ortsspezifische Werke sind von Bogomir Ecker, Jenny Holzer, Ilya Kabakov, Jannis Kounellis und Richard Serra zu sehen.
Großartig vermittelt die Ausstellung einen Überblick und offenbart künstlerische Veränderungen, die auch durch gesellschaftliche Prozesse hervorgerufen werden. Bis zum 18.10.2026 in der https://www.hamburger-kunsthalle.de
CAROL RAMA in einer großen Überblicksschau
Carol Rama (1918–2015) gehört zu den herausragenden Künstlerinnen der Moderne, die trotz ihres eindrucksvollen facettenreichen Schaffens erst spät zu Ruhm gelangten. Die SCHIRN präsentiert die Turiner Künstlerin vom 11. Oktober 2024 bis zum 2. Februar 2025 in einer ersten umfangreichen Überblicksausstellung in Deutschland mit rund 120 Arbeiten aus allen Schaffensphasen ihres außergewöhnlichen Gesamtwerks.
schroffen östlichen Landspitze), 1967, Tusche, Klebstoff und
Puppenaugen auf Leinwand, Privatsammlung, ©
Archivio Carol Rama, Torino, Foto: Roberto Goffi
Sexualität, Wahn, Krankheit, Tod – es sind die großen menschlichen Themen und elementaren Erfahrungen, denen Rama ihre Kunst widmete. Mit Darstellungen weiblicher Lust bereitete sie in den 1930er-Jahren heutiger feministischer Kunst den Weg. Unabhängig von Schulen und künstlerischen Gruppierungen schuf die Autodidaktin in rund 70 Jahren ein unkonventionelles und zudem sehr persönliches Œuvre.
Ramas Schaffen zeichnet sich durch große Experimentierfreude aus und entzieht sich einfachen Kategorisierungen. Von ihren künstlerischen Anfängen in den 1930er-Jahren bis in die frühen 2000er-Jahre erfand sie sich etwa alle zehn Jahre mit unterschiedlichen Werkgruppen stetig neu und blieb sich dabei selbst gänzlich treu. Eine vielfältige und spannende Ausstellung der Rebellin der Moderne.
Bis zum 2. Februar 2025 zu erleben.
Titelbild: Carol Rama. Rebellin der Moderne, Ausstellungsansicht, © Schirn
Kunsthalle Frankfurt 2024, Foto: Norbert Miguletz