Obwohl Gertrude Bell schon deswegen bemerkenswert ist, weil sie 1888 mit gerade 20 Jahren als eine zu der Zeit wenigen Frauen ein Studium in Oxford abgeschlossen hatte, ist ihr Name und ihre Bedeutung wahrscheinlich nur wenigen bekannt.
Ähnlich wie Gertrude Bell treibt es auch Werner Herzog unaufhaltsam in die Welt. Viele werden seine filmischen Expeditionen ins ewige Eis der Antarktis („Begegnungen am Ende der Welt“), in den unzugänglichen Amazonas-Urwald („Fitzcarraldo“) und zu den Anfängen der Menschheit ins Innere eines südfranzösischen Berges („Höhle der vergessenen Träume“) kennen.
Nun ist es eine aussergewöhnliche Frau, die seine Begeisterung hervorgerufen hat und atemberaubende Landschaften, Oasen, aber auch arabische Paläste bilden die Kulisse des Films KÖNIGIN DER WÜSTE. Diese Landschaften präsentiert uns der Regisseur über seine bekannten Bildtotalen: Man spürt die flirrende Hitze und die lautlose Atmosphäre der Wüste, die Fruchtbarkeit der Oasen bei jedem Blick, der sich auf der Leinwand bietet.
Gertrude (Nicole Kidman) will nicht das normale Leben einer Tochter aus gutem Haus führen, sondern sie ist wissbegierig und voller Tatendrang. Deshalb verbringt sie sechs Monate in Teheran. Dort ist der Schwager ihrer Stiefmutter Botschafter am Hof des Schahs. Nachdem sie sich unsterblich in den Botschaftsangehörigen Henry Cadogan verliebt, ihn aber nicht heiraten darf, kehrt sie nach England zurück. Henry nimmt sich das Leben.
„Here the desert is also an inner landscape“ Werner Herzog
Die verlorene Liebe macht Gertrude Bell rastlos und führt sie zu großen Reisen nach Jerusalem, ins Tal der Drusen und bis nach Damaskus. Bereits 1894 veröffentlichte sie die Reisebeschreibung „Miniaturen aus dem Morgenland“ und übersetzte Gedichte ihres persischen Lieblingsdichters Hafiz.
In der Realität wie auch im Film verliebt sie sich ein zweites Mal. Sie begegnet Richard Doughty-Wylie ( Damian Lewis – „Homeland“, „Band of Brothers – Wir waren wie Brüder“). Doch auch diese Beziehung wird durch den Tod des Berufsoffiziers und Diplomaten beendet.
Gertrude Bell wurde magisch angezogen von der Fremde und getrieben von der Einsamkeit und sie kämpft unermüdlich für ihre Überzeugungen und die Menschen des Nahen Ostens.
„Es ist manchmal ein komisches Gefühl, ganz allein
draußen in der Welt zu sein. Aber meistens betrachte
ich es jetzt, wo ich mich daran gewöhnt habe, als
eine Selbstverständlichkeit.“ (Gertrude Bell)
Diese anspruchsvolle Rolle hat Nicole Kidman überzeugend gespielt.
Ein bewegendes Abenteuer- und Liebesdrama über eine außergewöhnliche Frau und gleichzeitig ein bildstarkes und kraftvolles Plädoyer für die Schönheit des Nahen Ostens.
Kinostart: 3. September
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wurde in den Rang eines Majors erhoben und zur Orientsekretärin befördert. Dadurch bekam sie eine Schlüsselposition bei der Aufteilung des arabischen Reichs. Sie verfügte über exzellente Landeskenntnisse, deshalb übertrug das britische Außenministerium ihr die Aufgabe, die Grenzen des zukünftigen Iraks abzustecken. Sie sah die Aufgabe Großbritanniens darin, Irak auf die Autonomie vorzubereiten.
Gertrude Bell starb in der Nacht zum 12. Juli 1926, zwei Tage vor ihrem 58. Geburtstag, an einer Überdosis Schlaftabletten.
Sie ist in Bagdad begraben – der Stadt, in der sie das irakische Nationalmuseum mit aufgebaut hat und bis heute als „Mutter des Iraks“ verehrt wird.
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Alle Fotos: © prokino