Rabenvögel haben eine besondere Beziehung zu uns, denn wo Menschen sind, tauchen auch sie immerzu auf. Sie besitzen ein kollektives Wissen und sind die einzigen Tiere, die uns Menschen seit tausenden von Jahren beobachten. Kein Tier kennt uns Menschen besser. Sie folgen Bauern und Jägern, Kriegern und Henkern, suchen Äcker und Gärten, Schlachtfelder und Katastrophengebiete ab. Krähen bedienen sich an Partys und Picknicks, machen sich auf den Müllhalden der Megacitys oder als Begleiter der Müllabfuhr über unseren Abfall her. Keine Revolution, welche Krähen nicht aus nächster Nähe verfolgt haben. Vielleicht kennen sie uns besser als wir selbst, denn sie erleben jede Schattierungen des menschlichen Verhaltens.
Wir haben ein gespaltenes Verhältnis zu ihnen, vergöttern oder verjagen sie. Sie sind verschrien als Unglücksraben und Galgenvögel, sie werden verehrt als Seelenvögel und Götterboten. Der Regisseur Martin Schilt
hat sich auf die Tiere ganz und gar eingelassen:
„Je länger ich mich in der Folge mit Krähen und Raben befasste, desto mehr faszinierten sie mich, desto lieber wurden sie mir. Und seit ich den Entschluss gefasst habe, meinen nächsten Film über Rabenvögel zu drehen, lassen sie mich nicht mehr los. Wahrscheinlich habe ich sie vorher schlicht übersehen, aber jetzt habe ich den Eindruck, dass wir uns gegenseitig beobachten und studieren. Die Natur beobachtet uns. Und seit
Ihre kognitiven Fähigkeiten machen sie in der Tierwelt einzigartig
Seit mehreren zehntausend Jahren beobachten aber auch Menschen Rabenvögel und sind von ihren komplexen Verhaltensweisen, ihrem charismatischen Auftreten und ihren fliegerischen Fähigkeiten fasziniert. Diese Tradition der Krähenbeobachtung setzt der Film fort: Er dokumentiert in einmaligen Aufnahmen eine Krähenfamilie in ihrem Revier und folgt einem Krähenschwarm über die Lande. Er zeigt, wie Neukaledonische Krähen Werkzeuge herstellen und eine erstaunliche technologische Kultur entwickelt haben. Und der stellt Menschen vor, die sich intensiv mit Krähen beschäftigen. Entweder weil sie Krähen auf Biegen und Brechen von ihren Feldern oder aus ihren Quartieren vertreiben wollen, oder weil sie als Forscher die rabenschwarzen Chronisten besser verstehen möchten.
Immer wieder aber dürfen wir uns auch amüsieren über den wunderbaren schwarzen Humor der Krähen – vor allem dann, wenn sie sich über uns Menschen lustig machen.
Fotos: (c) Lucky Film DCM